FOLKWANG
24. Juni 2009 | Von admin | Kategorie: FotografieSeit geraumer Zeit hat der Fachbereich 4 der Universität Essen-Duisburg wieder im Göttersaal der Liebesgöttin Freya Quartier bezogen. Die Renovierungsarbeiten sind noch nicht ganz abgeschlossen, weil der germanische Gemäuer-Muff weiterhin in den wagnerianischen Schimmelstellen seinen Nährboden findet. Selbst nach wiederholt vollzogener Kosmetik äußern sich asthmatische von Schimmelsporen verursachte Atembeschwerden, die in Freyas Göttersaal zu einem chronischen Hüsteln führen.
Das Hüsteln hinter vorgehaltener Hand ist in Folkwang-Kreisen das verbreitete Erkennungszeichen. Die Remythologisierung der nordischen Göttersaga Edda hat auch die Alumni auf den Plan gerufen, sich das angebliche Prädikat »Folkwang-Zögling« in den Lebenslauf zu schreiben. Nach 30 Jahren sozialdemokratischer Zersetzung des Mythos Folkwang-Schule ist er wieder als PR-Maßnahme aus den Illusionsruinen auferstanden.
Jetzt heißt der Fachbereich 4 der Universität Essen-Duisburg »Folkwang – Hochschule im Ruhrgebiet«. Warum die Namenskosmetiker nach Gutsherrenart auf den Artikel »die« verzichtet haben, ist mit der vornehmen Zurückhaltung zu erklären. Vulgär wäre es sich »Folkwang – die Hochschule im Ruhrgebiet« zu nennen. Da müssten die Profanen schon selbst drauf kommen, dass Folkwang die Hochschule im Ruhrgebiet sei.
Nach der Diskussion um Elite-Universitäten, der angeblich internationalen Angleichung der Studienabschlüsse nach den Bologna-Kriterien fürchtete der Essener Nennadel im Zuge der Entwicklung in der Beutungslosigkeit unterzugehen. Rettung verspricht die Reanimierung des Folkwang-Geistes, nach dessen Wiedererweckung das Institut im einstigen Glanz erstrahlen soll. Zulange hat man zusehen müssen, wie die Zwerge lange Schatten werfen, weil die Sonne der Kultur so niedrig steht. (Karl Kraus)
Wie es hinter der PR-Kulisse aussieht, darüber gibt die Internetseite Aufschluss. Unter der Rubrik Projekte sind Fotografie-Abschlussarbeiten zu besichtigen, die das genaue Gegenteil dessen zeigen, wofür die »Zuchtstätte« Folkwang-Schule einst stand. Der überwiegende Teil der dort ausgestellten Arbeiten ist belanglos, blutarm, neurotisch gestört, narzistisch überhöht. Wenn interessiert es, sich mit der Selbstreflexion gelangweilter, innerlich desillusionierter Folkwang-Zöglinge zu beschäftigen, denen nasal vermittelt wird, sie gehörten einer Fotografen-Elite an?
Als Narziss zum ersten Mal sein Spiegelbild im Wasser sah, beugte er sich zu weit nach vorn, strauchelte - und ertrank.