AUGENKLICK.
20. März 2009 | Von admin | Kategorie: FotografieHeute Nachmittig eröffnen wir um 16.30 Uhr die Ausstellung »Augenklick« in der früher genannten Max-Greve-Schule in Bochum. Ich mache keinen Hehl daraus, dass mich die teilweise hohe bildnerische Qualität der Arbeiten sehr überrascht hat. Gehofft habe ich es im Laufe des doch eher zähen Prozesses der Realisierung, eine Ahnung von der Qualität stellte sich ein, als ich mir bei der Nachproduktion die ersten digital eingelesenen Negative am Rechner angesehen habe.
Wie ist es möglich, dass Neun- und Zehnjährige auf diesem hohen Niveau fotografieren können, obwohl sie vermutlich das erste Mal bewusst eine (Einweg)-Kamera bedient haben? Wie kann es sein, dass einige Kinder dazu in der Lage sind, einige der ganz Großen der zeitgenössischen Fotografie auf elegante Weise zu zitieren, ohne dass sie deren Namen geschweige denn deren Arbeiten kennen? Ist es tatsächlich so, dass man nur sieht, was man kennt? Leicht könnte man die Schlussfolgerung ziehen, wenn fotografisch ungebildete Kinder diese Qualität liefern können, welche Qualitätsmerkmale zeichnen dann die fotografischen Erzeugnisse in Museen, Galerien aus, die mit feuilletonistischer Wortakrobatik besprochen und für sehr viel Geld gehandelt werden?
Aus meiner Sicht haben die Kinder eine Antithese zur zeitgenössischen Fotografie formuliert, die wiederum mehr Fragen aufwirft als man fotografieren kann. Als Fingerzeig auf den in Massen produzierten Edelkitsch habe ich die »Augenklick«-Arbeiten zeitgemäß veredeln lassen, wie es bei »Lumas«, »1 Edition« und anderen Editionsgalerien Standard ist. Wer einen Blick dafür hat, wird mir dies bestätigen.
Wie viel Verwirrung und Staunen diese »Augenklick«-Arbeiten verursachen, lässt sich an den Reaktionen ablesen. Bei der Vorstellung der Arbeiten in der Bochumer WAZ-Redaktion sagte ein Redakteur allen Ernstes: »Und was haben die Kinder daran gemacht?« Die Damen in der Düsseldorfer »Whitewall«-Galerie, über die ich die Fotografien habe produzieren lassen, fragten mehrmals nach: »Sind diese Fotos tatsächlich von Grundschülern? Wir können das gar nicht glauben.« Eine ähnliche Äußerung hörte ich in der Marketing-Abteilung der Bochumer Hauptsparkasse: »Unglaublich.«
Es gibt Grund zur Freude, dass dieses Fotografie-Experiment mehr als gelungen ist. Auch wenn ich zum Unverständnis manch eines Kollegen nicht einen Cent daran verdient habe, sondern im Gegenteil, Energie, Zeit und Geld in dieses Projekt investiert habe, steht unter dem Strich eine positive Bilanz.
Ab dem 24. April (17 .00 Uhr) ist die Ausstellung bis zum 22. Mai 2009 im Bochumer VHS-Forum zu sehen.