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NEUSPRECH IST ZWIEDENK - KurtSchrage

NEUSPRECH IST ZWIEDENK

16. Juni 2008 | Von admin | Kategorie: Fotografie

JOACHIM BROHM (*1955)

Joachim Brohm, INDUSTRIEZEIT, Museum Folkwang, 1990

Mit großen Fragezeichen in den Augen war ich als Ingenieurstudent unterwegs, der weder in Mathe, Physik noch in der Chemie einen tieferen Sinn erkennen wollte. Selbst der gute Ratschlag eines Kommilitonen, in der gefürchteten zweiten Statikklausur eine plötzliche Schwächeattacke vorzutäuschen, um den Professor zu nötigen, einen Notarzt zu rufen, konnte mich nicht von der Richtigkeit meines Tuns überzeugen, wenngleich ich mit einem Stipendium ausgestattet fröhlich hätte weiterstudieren können.

Der Zufall wollte es, dass ich an der Volkshochschule in Herne einen Fotokurs bei Joachim Brohm belegte, einem Essener Folkwang-Studenten, der fortgeschrittene Amateurfotografen in die Geheimnisse des Mediums einführen wollte. Anfangs nahm ich sein akademisches Gerede über Fotografie nicht ernst, genauso wenig überzeugten mich die Arbeitsbeispiele, die er uns von sich selbst zeigte. Dass man dafür studieren musste, wollte mir absolut nicht einleuchten. Otto Steinert, Ute Eskildsen, Angela Neuke – nie gehört. Wer sollte das sein?

In den Gedankengängen eines sich im falschen Film befindenden Ingenieurstudenten klingelte es erst, als Joachim Brohm mir vorschlug, ich solle mich mit meiner Mappe in Essen bewerben. Er vereinbarte für mich einen Termin mit Angela Neuke (1943 – 1997), seiner Professorin, die, man ahnt es, ein halbes Jahr später auch meine Lehrerin werden sollte. Etwas besseres, Joachim Brohm sei Dank, hätte mir nicht passieren können. Ich hatte gefunden, von dem ich gar nicht wusste, das ich es suchte.

AREAL, 2002, Steidl Verlag

Joachim Brohm ist in der deutschen Fotografie nicht nur mit ironischem Blick auf seine graue Haarpracht im Kardinalskollegium der Fotografie-Professoren eine Eminenz. Dezent zurückhaltend arbeitete er kontinuierlich und mit einem klaren Ziel vor Augen an seiner akademischen Künstlerkarriere, die ihn über Stationen im Essener Museum Folkwang, einem Zweitstudium bei Allan Sekula in den USA und diverser anderer Lehrtätigkeiten an Volkshochschulen und anderswo im Jahre 1993 an die Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst führte, wo er als Rektor der ältesten deutschen Kunsthochschule seinen Einfluss auf die Fotografie ausübt.

Neben der Düsseldorfer Kunstakademie gilt die Leipziger Schule als deutsche Vorzeigeeinrichtung und das nicht nur allein in Bezug auf die zeitgenössische Malerei, wie vermutet, sondern auch in der Fotografie. An beiden elitären Instituten werden die Weichen gestellt, wohin die Reise der deutschen Gegenwartsfotografie geht. Die Hundertschaften an Nachahmern, vom Erfolg der „Struffskys“ und Co geblendet, können dann als Trittbrettfahrer der Holzklasse in diesem Zug mitfahren.

Den Zellkern dieser Ideologie bildet jedoch die freundlich resolute Ute Eskildsen, einst in Ungnade gefallene Assistentin des legendären Fotografenlehrers Otto Steinert und seit nahezu 30 Jahren Leiterin der fotografischen Sammlung im Museum Folkwang, dem Hunderte von Millionen Euro schweren Geheimarchiv für nationale und internationale Fotografiekonvolute; inklusive einer entsprechend exklusiv ausgestatteten Bibliothek an Fotografie-Inkunabeln.

Wer an die entsprechenden Schaltstellen gesetzt wird, wer wo ein die Karriere beschleunigendes Stipendium oder eine Professur erhält: Ute Eskildsen redet hinter den Kulissen ein gewichtiges Wort. Sie kann, wenn sie will, Karrieren kippen, Karrieren protegieren.

So auch in Leipzig. Dort bekam nach dem Mauerfall ihr Lebensgefährte Timm Rautert eine Professur, ebenso Joachim Brohm, Astrid Klein. Tobias Zielony, ein Meisterschüler von Timm Rautert wird jetzt mit einem Lehrauftrag an der reanimierten Folkwang Hochschule nobilitiert. Ute Eskildsens Schwager, der Kunsthistoriker und Fotografiespezialist Manfred Schmalriede, beackert gerade das Berliner Fotografiefeld. Und so weiter und so fort. Mit dem diskreten Charme der Bourgeoise werden von der Essener Goethestraße aus die Strippen gezogen. Jeder, der sich einigermaßen für die Zusammenhänge interessiert, warum deutsche Fotografie so und nicht anders aussieht, kennt die Mechanismen. Offen darüber zu sprechen, grenzt jedoch an Hochverrat.

Dennoch mache ich keinen Hehl daraus, dass mich Brohms formaljuristisch gezirkelte und menschenscheue Beamtenfotografie langweilt. Deshalb kaufe ich seine Bücher auch in den KiK-Läden des Buchhandels, da mir die dort verlangten Ramschpreise angemessen erscheinen. Das ändert auch nichts daran, wenn Peter Galassi (MoMA) im Afri-Cola-Rausch auf Darwins Evolutionsbiologie zurückgreift: “Joachim Brohm is the missing link of german post-war photography”. Fragt sich bei diesem Vergleich, wer Affe und wer Mensch ist.

Bei einem aufwändig inszenierten Seminar mit Gary Winogrand (1928 – 1984) an der Essener Universität (1982/83?) zeigte Joachim Brohm dem Mitbegründer der Street Photography seine 50 mal 60 Zentimeter großen Farbabzüge auf einer Staffelei. Thema der Arbeiten: Ruhr/Kemnader Stausee. Man muss dazu sagen: handgemachte Farbformate in dieser Größe galten seinerzeit als ausgesprochene Riesenlappen. Höflich interessiert begutachtete Winogrand also Brohms Fotografien. In Kenntnis der Arbeiten seines Freundes William Eggleston neigte Winogrand den Kopf zur Seite, als müsse er noch einmal gründlich nachdenken und sagte dann: „Viel Papier!“


RUHR, 2007, Steidl Verlag

Ehrlicher und direkter hätte eine Bildkritik kaum ausfallen können. Es regte sich auch niemand über die abfällige Bemerkung auf. Selbst die Initiatorin des Seminars, Ute Eskildsen, sah keinen Anlass dagegen zu halten. Von Otto Steinert war sie als dessen Assistentin der beharrlich überlieferten Legende nach deutlich schärfere Kritiken an Studentenarbeiten gewohnt: Das exzentrische Lehrergenie soll ihm missfallene Fotografien mit einem „Scheiße“-Stempel gekennzeichnet haben. Steinerts Nachfolgerin auf dem Professorenstuhl, Angela Neuke, zerriss ihr nicht in den Kram passende Korrekturabzüge und pfefferte sie nützlich empört in den Papierkorb.

Nach dem Brohms Filmmaterial lange genug im Klimaschrank Zeitpatina angesetzt hatte und dessen Farbklima bei der Vergrößerung auf kühl distanzierte Farbtemperatur heruntergeschraubt wurde, erschien „viel Papier“ im Jahre 2007 in Buchform. Es trägt den originellen Titel RUHR, natürlich auch deshalb, weil das Ruhrgebiet 2010 europäische Kulturhauptstadt wird und das Ruhrgebiet außer Miniaturfördertürme und Kohlebrocken auf Fichte Natur wenig an Mitbringsel für das erwartete Millionenpublikum zu bieten hat. Da kriegt der Kulturtourist gleich ein warmes Gefühl, wenn Rezensenten die erhellenden Worte schreiben:

„Joachim Brohms fotografische Serie “Ruhr”, die um 1980 entstand, ist einer der frühen europäischen Beiträge zur Auseinandersetzung mit der amerikanischen Fotografie, wie sie sich seit etwa 1970 entwickelt hatte … Neben der bis heute klar erkennbaren Eigenständigkeit seiner Bildfindungen ist es Brohms besondere Leistung, die Arbeit solcher Fotografen wie Robert Adams, William Eggleston oder Stephen Shore in Europa erstmals bekannt gemacht zu haben. Das, was dann wenige Jahre später im Umfeld der Düsseldorfer Klasse von Bernd Becher entsteht, ist ohne das Bindeglied von Brohms Fotografie nicht vorstellbar.“

Übersetzt kann das für mich nur heißen: Die weltweit teuer gehandelten Fotografen aus den Becher-Klassen: Andreas Gursky, Thomas Struth und in deren Sog Thomas Ruff, Candida Höfer, Elger Esser und sofort müssten vor Joachim Brohm auf die Knie gehen.

Gerne würde ich Gary Winogrands heutigen Kommentar zu dieser auf Marktkompatibilität getrimmten Historisierung hören. Da dies nicht mehr geht, Winogrand starb 1984, ein überliefertes Zitat aus einem Brief von Andreas Gursky an Veit Görner, Kurator im Wolfsburger Kunstmuseum: „Ich fotografiere, um zu sehen, wie die Dinge fotografiert aussehen.“ Dreimal darf man raten, auf wen sich Gursky in diesem Satz bezieht. Genau: auf Gary Winogrand.

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