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SPURENLESER - KurtSchrage

SPURENLESER

14. Juni 2008 | Von admin | Kategorie: Fotografie

JACOB HOLDT (*1947)

AMERICAN PICTURES, 2007, Steidl Verlag

Jacob Holdt ist in Löcher gekrochen, von deren Existenz kaum jemand weiß. Man könnte ihn auch, wie aus der konservativen Ecke zu gern verlautbart wird, einen verbohrten Ewiggestrigen oder linken Sozialspinner nennen, wenn er tatsächlich noch glaubt, er könnte mit seinen Bildern aus den US-Slums die Welt verbessern. Vielleicht hat Jacob Holdt wirklich nichts begriffen, obschon er die Kritik absorbierenden Marktpraktiken vorhersehen konnte, wie das System seinen Ruf aus dem Untergrund eines Tages erstickt, in dem es seine Arbeit erhöht und ihm die Anerkennung eines künstlerischen Wertes zuspricht. Andererseits kann er von Glück reden, dass er nicht in Deutschland, sondern im Nachbarland Dänemark lebt. Garantiert stünde Jacob Holdt unter Beobachtung von Wolfgang Schäubles Verfassungsschützern, der Linke, die sich weiterhin an die Lehren von Karl Marx klammern, zum inneren Feind erklärt.

Der dänische Pfarrerssohn, Anfang der Siebziger knapp über zwanzig Jahre alt, zog als rucksackreisender Schulabbrecher, ohne Berufsausbildung und ohne einen Cent Geld in der Tasche durch das gelobte Popcorn-Land: die USA. Fünf Jahre verbrachte er dort, hauste in den erbarmungswürdigsten Unterkünften, im Harlemer Getto, dem seinerzeit gefährlichsten New Yorker Stadtteil für Weiße, schlief als marxistisch geschulter Landstreicher auf der Straße, schnorrte und überschritt dabei eine Schwelle, wie er sagt, vor der liberale weiße US-Amerikaner Angst haben, sie zu überschreiten, weil sie ihr internalisiertes Herr-Sklave-Verhältnis zu den Afroamerikanern stillschweigend fortsetzen und als gegeben akzeptieren.

Jacob Holdt: „Sie ersticken die Menschen des Gettos mit ihrer hochtrabenden Redereien, dass das Milieu verändert werden müsse, während sie selbst in die Vorstädte flüchten … Lauthals prahlen sie damit, dass sie hier einen schwarzen und dort einen marxistischen Freund haben, wundern sich aber kaum darüber, dass nur selten ein schwarzer Mann in den Kunstpalästen auftaucht …“

Offenbar misstraute Jacob Holdt seinen Augen und der Aussagekraft seiner Worte, denn sonst hätte er möglicherweise nie zur Kamera gegriffen, um seine analytische Bestandaufnahme der tief in der amerikanischen Seele verwurzelten rassistischen Borniertheit zu illustrieren. Die Fotografie schien ihm das geeignete Gestaltungsmittel, das Gesehene und Erlebte hautnah und authentisch wiederzugeben. Er tat dies ohne den Anspruch eines neutral beobachtenden Fotojournalisten, der seine Kamera in die klaffenden Wunden einer Gesellschaft hält, die Reichtum und Konsumgüter im Überfluss und gleichzeitig die Armut einer im gleichen Land lebenden Ethnie produziert. Jacob Holdts Fotografien sind das genaue Gegenteil von kühler Beobachtung und technischer Blasiertheit. Mit missionarischem Eifer macht er sich zum Anwalt der Afroamerikaner, bezieht dabei eindeutig eine linksradikale Stellung, zeigt sich empört über die menschenunwürdigen Lebensverhältnisse, in denen zur Armut verdammte Schwarze in Bruchbuden vegetieren. Was er in der führenden Nation der 1. Welt sah, waren 3.-Welt-Zustände in seiner übelsten Art. Polemisch stellt er die Frage, ob Reichtum nur über die Produktion von Armut erst möglich sei. Seine sich selbst gegebene Antwort lautet eindeutig: Ja.

1978 veröffentlichte der S. Fischer Verlag in Frankfurt a. M. die deutsche Ausgabe von Jacob Holdts Reisebericht durch das schwarze Amerika mit dem unverfänglichen Titel: BILDER AUS AMERIKA. Bereits drei Jahre später erschien das Buch in der 10. Auflage (61.000 Exemplare) und zählt wahrscheinlich zu einem der meistverkauften Bücher der Fotogeschichte, das in keinem Bücherregal von Internationalisten und US-kritischen Bürgerrechtlern fehlte. Diese Kampfschrift für die Menschenrechte hatte die gleiche inhaltliche Sprengkraft wie Franz Fanons 3.-Welt-Analyse DIE VERDAMMTEN DIESER ERDE. Jacob Holdt, der Sozialaktivist, gehörte Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger zu den meistgelesenen Reiseautoren seiner Zeit und darüber hinaus ist er bis heute der bekannteste unbekannte Fotograf, der noch nie ein Foto verkauft hat und dessen Arbeiten erst jetzt, 30 Jahre später, in den heiligen Hallen der Hochkultur ausgestellt werden. (Angeblich habe Popbarde Elton John sechs Fotografien von Holdt kaufen wollen, dieser hat aber zum Amüsement des Autors die ausgewählte Ware nie abgeholt.)

Fast ist es eine Ironie des Schicksals, das Jacob Holdt die ganzen Jahrzehnte über mit seinen Diashows um die Welt zog, sie in Kirchengemeinden, Universitäten und anderswo zeigte, dafür gescholten und bewundert, aber wegen seiner angeblich aus der Mode geratenen politischen Ansicht auch nie richtig ernst genommen und als Sozialromantiker abgekanzelt wurde. Doch plötzlich und unerwartet erscheint 2007 im Steidl Verlag in Göttingen eine vom politischen Ballast bereinigte, man kann auch sagen historisierte Ausgabe der BILDER AUS AMERIKA, in der Jacob Holdt wie durch ein zweites Wunder mit Larry Clark und Nan Goldin verglichen wird. Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich. Mit einem Mal wird Jacob Holdts Arbeit unter dem „europäischen Blick“ subsumiert und kunsthistorisch schöngeredet.

Als Ursache für den Ausgrabungsfund könnte man eine lange überfällige Renaissance des Fotojournalismus erkennen, denn Steidl zählt neben Phaidon zu den Hausverlagen der Agentur MAGNUM. Nicht zu leugnen ist ein deutlich gesteigertes Interesse von jungen Kunsthistorikern an der Fotografie, die, wie ihre Disziplin schon sagt, an der Historie ab den Achtzigern rückwärts interessiert sind. So wird dann auch Jacob Holdt unter die Lupe dieser Fotoarchäologen genommen. Als dritter Grund ist die schwächelnde zeitgenössische Fotografie zu nennen, diese selbstreflexiven Wiederholungen auf großformatigem Fotopapier, deren Verursacher zu den gesellschaftlichen Umwälzungen offensichtlich wenig Neues einfällt. Vielleicht liegt dies auch am geschäftsmäßigen Selbstverständnis der Gegenwartsfotografen, die ihr Tun auf den Verkaufserfolg in Galerien und dem Kunstmarkt programmieren und sich viel weniger in der Rolle sehen, sich in gesellschaftliche Prozesse einzumischen. Dieses einstige Rollenverständnis ist von gestern. So haben auch die Altvorderen, die in der Zeit von Jacob Holdt noch sozial aktiv waren und mancherorts den jetzigen Fotografennachwuchs ausbilden, fast schamhaft ihre proletarische Herkunft respektive ihre vormalige Affinität zum Proletariat in die chemische Reinigung gegeben, um die Flecken aus der Biographie zu entfernen. Solche Bekenntnisse von anno dazumal passen nicht mehr ins gegenwärtige Gesellschaftsklima.

Jacob Holdt hingegen hat nichts dazu gelernt. Seine „grab shots“ sind amateurhaft fotografierte Zeitdokumente, antiästhetisch, über- oder unterbelichtet, häufig unscharf, verwackelt, formal die reinste Katastrophe. Er selbst sieht sich in der Tradition seines dänischen Landsmannes Jacob Riis, der historisch als der erste Fotojournalist gilt und in HOW THE OTHER HALF LIVES (1880) die dramatischen Lebensumstände der Einwanderer in die USA dokumentierte.

Allerdings hat die Amateurisierung der Fotografie und die damit einhergehende Zufallskomposition die Kulturgrammatik erweitert. Wolfgang Tillmans, der diese Stilistik der radikalen Dekonstruktion zu seinem Kunstprinzip erklärt hat und für diese fotografische Auffassung im Jahre 2000 als erster Deutscher und als erster Fotograf den „William Turner Prize“ in England erhielt, kann sicher damit leben, das Jeff Wall die Amateurisierung „als eine Form der Hochstapelei“ bezeichnet. Gemeint ist die Attitüde des Künstlers als Nicht-Künstler. Auf Jacob Holdt übertragen greift solch eine Methodenkritik ins Leere. Holdt ist „social activist“ und weder Fotograf noch Künstler. Allenfalls irrlichtender Aktivist für ein Zusammenleben ohne Rassenbarrieren. Dass er für seinen religiösen Feldzug die Fotografie als rhetorisches Instrument nutzte, nobilitiert das Medium.

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