PHINE
8. Oktober 2008 | Von admin | Kategorie: FotografieDas wundersame Wesen namens »Mary« lässt das Genie Albert Einstein geradezu blass aussehen angesichts der Fülle an Information, die sie über komplexe wissenschaftliche Vorgänge hervorzuzaubern vermag. Müsste »Mary« allerdings zwischen den Farben rot und grün unterscheiden, wüsste sie keine Antwort. Genau das ist die Krux: »Mary« kann Informationen über komplexe Zusammenhänge sammeln, sie ist aber in einer dunklen Kammer sensorisch depraviert und besitzt keinerlei menschliche Erfahrung. Wie eine ewige Gefangene in Platos Höhle, in der »Mary« einzig die Schatten ihrer Bewacher sieht und diese Schatten als Wirklichkeit deutet, weis sie über das da draußen nichts. Deshalb ist Skepsis beim Schlucken ihrer Heilsversprechen geboten.
Das schöne daran ist: universelle Sichtweisen bleiben solange unwidersprochen bis deren Widerlegung folgt. Ist diese Einschätzung auf Philipp Niggemeiers Wellenlänge? Statt eine Antwort zu geben entwickelt Philipp Niggemeier ein metaphorisches Szenario, das nach den globalen Verwirrungen um bedrucktes Papier, an dem »Mary« ihren Anteil hat, gar nicht mehr abwegig erscheint.
Aus dem Multiversum rast mit Affenzahn ein mächtiger Sternenklumpen in Richtung Erde. Träfe der Asteroid auf den blauen Planeten, würde ein großer Krieg um die Nahrungsmittel die Überlebenden radikal dezimieren. Klimatisch begänne eine neue Eiszeit. Schockiert von dieser Vorstellung spalten sich die Erdbewohner in zwei Lager. Jene, die sich entscheiden, in Höhlen am Äquator auf der Erde zu bleiben, feiern im Drogenrausch eine Endzeitparty, bevor sie mit der Neuorganisation des Zusammenlebens beginnen. Das andere Menschenlager entscheidet sich, ein 128 Kilometer großes Raumschiff namens »Phinelicht« zu bauen, um mit annähernd Lichtgeschwindigkeit und gespeist von Sonnenenergie der drohenden Katastrophe zu entkommen.
Wer jetzt denkt: kenne ich. Das ist doch der Triologie in fünf Teilen von Douglas Adams »Per Anhalter durch die Galaxis« entlehnt, hat genauso recht wie unrecht wie jemand, der »Armageddon«, »Gattaca« oder das Alte Testament assoziiert.
Ruhrakademie-Diplomand Phillip Niggemeier hat sich gemeinsam mit seinem Co-Autor Norman Glitz diese entrückt klingende Science Fiction Story ausgedacht, in der es um galaktische Wurmlöcher, Multidimensionalität, das Spiegeluniversum, eine neue Spezies, um ein die menschlichen Seelen fressendes Wesen geht. Da noch niemand dort war, weder das eine noch das andere mit bloßen Augen gesehen hat, kann man sich getrost und ohne einen intellektuellen Totalschaden davonzutragen auf Philipp Niggemeiers Gedankenexperiment einlassen.
In der Realität ist das gigantische Raumschiff »Phinelicht« ein ganz irdisches, 1,20 Meter großes Objekt aus Holz, Modelliermasse und Bauschaum, das der 21-Jährige Diplomand zuhause in Datteln gebaut hat.
Zum Anfassen, Blättern, Staunen hat Philipp Niggemeier seinen gestalterischen Einfallsreichtum in einem Buch gebündelt, dem er den Titel »Phinelicht. Infinity One« gegeben hat: Eine 150 Seiten lange Bilderzählung im Format 44 x 24 Zentimeter, Comic, Bilderbuch, Science Fiction. Ergebnis von anderthalb Jahren Arbeit. Für »Mary« ein Buch mit sieben Siegeln.
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