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NIX GERAFFT II - KurtSchrage

NIX GERAFFT II

28. September 2008 | Von admin | Kategorie: Fotografie

Am 15. Juni 1972 wird »Staatsfeind Nr. 1« Ulrike Meinhof nahe Hannover festgenommen. Um an ihr, Stimme der »RAF«, ein Exempel zu statuieren, wird sie in den toten Trakt von Köln-Ossendorf verlegt. In dieser die Sozialkontakte und Sinneswahrnehmung auf ein Minimum reduzierenden Haftsituation verändert sich Meinhofs Persönlichkeit. Bekannt ist, dass bei ihr 1962 ein Gehirntumor festgestellt wurde, der mit einer Silberklammer fixiert war, um ein Wuchern der Geschwulst zu verhindern.

Die sensorische Deprivation genannte Technik des psychischen Weichkochens ist Anfang der Siebziger nach Experimenten zur Verhaltensforschung in der Psychiatrischen Klinik der Universitätskrankenhauses in Hamburg-Eppendorf verfeinert worden. Erdacht worden ist diese Technik der »camera silens«, der stillen Abteilung, 1952 an der McGill University in den USA. (Erste Experimente, die Sinnerwahrnehmung von Strafgefangenen zu manipulieren, sind 1846 niedergeschrieben.)

Zu acht Jahren Haft verurteilt wird Ulrike Meinhof 1974 in den Hochsicherheitstrakt von Stuttgart-Stammheim verlegt. Dort im 7. Stock sitzen Gudrun Ensslin, Andreas Baader und Jan Carl Raspe. Draußen konstituiert sich derweil die 2. Generation, von der, wie es im Film heißt, Brigitte Mohnhaupt und Peter Boock die einzigen gewesen seien, die das »RAF«-Gründertrio persönlich kannten. Ein dramaturgischer Filmtrick, um nicht noch mehr Verwirrung zu stiften?

Die Lage spitzt sich zu. Im November 1974 stirbt Holger Meins medizinisch unversorgt im Wittlicher Gefängnis an den Folgen eines Hungerstreiks. Im Februar 1975 entführen Anarchisten der »Bewegung 2. Juni« Berlins CDU-Chef Peter Lorenz. Monate später verübt die »RAF« einen Anschlag auf die deutsche Botschaft in Stockholm. Zwei Attaches und ein Kommando-Mitglied der »RAF« kommen bei dem Anschlag ums Leben. Am 9. Mai 1976 wird Ulrike Meinhof erhängt in ihrer Stammheimer Zelle aufgefunden.

Im Februar 1977 beraten Sicherheitsgremien in einer Geheimsitzung die aktuelle Gefahrenlage. Tenor der Konferenz: Die 2. Generation der »RAF« sei organisatorisch, logistisch und personell gar nicht dazu in der Lage, die Gefangenen in Stammheim zu befreien. Deshalb vermutet der oberste Ankläger des Staates, Generalbundesanwalt Siegfried Buback, »ein vorsätzlicher Mord durch Terroristen sei in der Bundesrepublik nicht zu erwarten. Denn eine solche Tat würde allen inhaftierten Anarchisten signalisieren, dass die Terrorgruppen eine Befreiung durch Geiselnahme nicht mehr wagen könnten «. (stern magazin, 14. April 1977) Einzig Horst Herold, Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), brillant von Bruno Ganz gespielt, streut Zweifel in die Runde. „Jetzt fließt Blut.“

Während seiner dreijährigen Amtszeit bringt Buback 102 Anarchisten vor Gericht und in Haft. »Aus tiefer persönlicher Verachtung« hielt er »Terroristen für menschlich minderwertig«, heißt es in dem oben zitierten stern-Artikel. Am 7. April 1977 wird Siegfried Buback das 16. Opfer der »RAF«, sein Fahrer Opfer Nummer 17. Im gleichen Monat verhängt das Gericht im Prozessbunker von Stammheim, lebenslange Haftstrafen gegen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan Carl Raspe.

Das nächste Opfer der »RAF« ist der Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto. »RAF«-Mitglied Susanne Albrecht, »Tochter aus sehr gutem Haus« (BILD) und Freundin der Ponto-Tochter Corinna, fungiert am 30. Juli 1977 als Türöffnerin zur Villa des einflussreichen Bankiers.

Fünf Wochen nach der Erschießung von Jürgen Ponto entführt das »RAF-Kommando Siegfried Hausner« den Arbeitsgeberpräsidenten und Mercedes-Manager Hanns-Martin Schleyer. Bei dem Anschlag am 5. September 1977 in Köln-Braunsfeld sterben vier Schleyer-Begleiter, sein Fahrer und drei Polizeibeamte. Schleyer wird in ein »Volksgefängnis« verschleppt.

Der deutsche Herbst beginnt. In Absprache mit der »RAF« entführt am 13. Oktober 1977 ein Kommando arabischer Terroristen den Urlauberflieger »Landshut« mit 91 deutschen Passagieren an Bord auf dem Heimflug von Palma de Mallorca nach Frankfurt. Sinn der Flugzeug-Entführung ist die Befreiung der Stammheimer Gefangenen im Austausch gegen die Geiseln. Das Kabinett von Bundeskanzler Helmut Schmidt und der große Krisenstab zeigen Härte. Weder im Austausch gegen Hanns Martin Schleyer noch gegen die Geiseln im gekaperten Lufthansa-Flieger werden die inhaftierten Terroristen freigelassen. Der Staat ließe sich nicht erpressen.

Nach viertägigem Irrflug genehmigt die somalische Regierung eine Landung der Lufthansa-Maschine in Mogadischu. Im Schutz der Dunkelheit landet in Mogadischu die Spezialeinheit des Bundesgrenzschutzes, GSG 9. Wiederholt drohen die Entführer, die Maschine in die Luft zu sprengen, falls ihre Forderungen unerfüllt blieben. Um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren, erschießen die Hijacker den Flugkapitän Schumann. In der Nacht zum 17. Oktober 1977 befreien 28 GSG-9-Beamte die entführte Lufthansa-Maschine »Landshut«.

Am Morgen des 18. Oktober 1977 finden Wärter »im sichersten Gefängnis der Welt« die Gefangenen Ensslin, Baader, Raspe und Möller in ihren Zellen. Baader: Tod durch Genickschuss. Raspe: Tod durch Kopfschuss: Ensslin: Tod durch Erhängen. Möller: schwer verletzt durch Stiche ins Herz. Geburtsstunde des »RAF«-Mythos? Die Behörden sprechen von Selbsttötung, andernorts ist die Rede von Mord.

Tags darauf wird Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer nach 45 Tagen Geiselhaft erschossen aufgefunden.

FAZIT

Nach zweieinhalb Stunden im Kinosessel bleiben die Fragezeichen in den Augen. Welche Botschaft hat dieser Film über den »Baader-Meinhof-Komplex«? Warum kommt dieser halbdokumentarisch daherkommende Film jetzt in die Kinos?

Die mit großem Ernst zum Ende des Films und dennoch scheinbar leicht gesagte Formel, das »sie (Baader, Meinhof, Ensslin etc.) nicht so gewesen seien, wie ihr sie seht« verdeutlicht das gesamte Dilemma. Tatsächlich kann man das Gesehene ganz anders sehen. Wie in Platos Höhle sitzt man als jemand von den Bildern gefangener im weichen Kinosessel und sieht auf die Schatten dessen, was nach Diktum der Filmemacher und vor allem von Stefan Aust als Wirklichkeit über die Zeit zu betrachten ist. Das sie dies in wirkmächtig fotografierten Filmbildern tun, verdeutlicht einmal mehr: Wer die Bilder hat, hat die Macht; es geht um die Deutungshoheit über eine Dekade in der deutschen Nachkriegszeit, die für das Verständnis, das Politklima in der Bundesrepublik bedeutend ist. Wer sagt, so und nicht anders ist es gewesen und dazu die bildnerischen Beweise liefert, findet mehr Gehör als jemand, der dieser Betrachtungsweise einzig mit Worten widerspricht.

Aust bedient beides. Er liefert Worte und Bilder. Und er hat Zugang zu Dokumenten, von denen die meisten gar nicht wissen, dass solche Dokumente überhaupt existieren. Als einst mächtigster Journalist des Landes befehligte er mit harter Hand den Mitarbeitstab der Spiegel-Redaktion. Seine Kontakte zu politisch Mächtigen und deren Dienste, das Archiv, aus dem er Informationen schöpfen kann, die eigene Biographie, sein Qualitätsanspruch und nüchterner Schreibstil: dies lässt ihn glaubwürdig scheinen.

Die Schwäche des Films ist die Schwäche von Stefan Aust. Über die im Buch wie im Film unscharf gezeichnete 2. Generation der »RAF« fehlt es dem Faktensammler Aust an Gesprächspartnern. Sein Kronzeuge ist der geschwätzig-wichtigtuerische und von einem Bildungskomplex getriebene Peter Boock. Als Schleyer-Entführer schreibt ihm Aust eine Führungsrolle in der 2. Generation zu, die Boock für sich in Anspruch nehmen kann, weil die anderen Beteiligten beharrlich schweigen. Weder Adelheid Schulz, Stefan Wisnewski, Christian Klar, Brigitte Mohnhaupt oder Rolf Clemens Wagner haben sich zum Attentat auf den Schleyer-Konvoi, die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten und dessen Erschießung geäußert. Wer Schleyer nach dem Scheitern der Gefangenenbefreiung getötet hat, ist auch über 30 Jahre danach reine Spekulation. Gleiches gilt für den Mord an Generalbundesanwalt Siegfried Buback und dessen Fahrer.

Stefan Aust, der, so scheint es, alles weis und falls nicht, die Möglichkeit hat, seine Informationen aus Polizei-, Gerichts- und Geheimdienstakten zu ziehen, muss dies wurmen.

Bei allem Mitgefühl für die Opferfamilien haben die Folgen des deutschen Herbstes 1977 auch in den Täterfamilien Opfer geschaffen. Diese Familien der 2. und 3. Generation sind von Presse und Justiz in Kollektivhaft genommen worden. Deren Leid passt aber nicht ins Bild von der »RAF«, das von Stefan Aust und anderen Geschichtsschreibern gezeichnet wird.

Sieht man den Film durch die Brille des reinen Aktionskinos, ist man gut unterhalten. Damit lässt sich in jedem Fall Kasse machen. Wenn es das ist, haben die ausgefuchsten Macher Aust, Eichinger und Edel ihr Ziel erreicht. Seid umschlungen Millionen. Gibt es dann noch einen Oscar oben drauf, ist die Mission erfüllt. »Keine Atempause, Geschichte wird gemacht, es geht voran.« (Fehlfarben)

Zum Weiterlesen:

Klaus Biesenbach (Hg.)
Zur Vorstellung des Terrors, Die RAF-Ausstellung, Bd. 1+2
Steidl, 2005

Michael Ruetz
»Ihr müsst den Typen nur ins Gesicht sehen«
Zweitausendeins, 1980

Alois Prinz
Lieber wütend als traurig
Die Lebensgeschichte der Ulrike Marie Meinhof
HörCompany, 2005

camera silens
Edition Nautilus Verlag, 1995

Oliver Tolmein
Irmgard Möller
Konkret Literatur Verlag, 2002

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