LOMO
20. August 2008 | Von admin | Kategorie: FotografieFalls ich nicht ganz irre, spielen die Protagonisten auf der fotografischen Klaviatur der Neunziger. Wo ist das tatsächlich Neue, vom dem dann in der Rückschau gesagt werden kann: genau, das ist der Stil der Doppelnullerjahre? Besteht das Neue darin, dass sich einem Trend zufolge etliche Fotografen dem asiatischen Raum zuwenden und aus deutscher Sicht die dortigen Kulturen erklären? Mit neu meine ich ähnlich dreist in die Trickkiste zu greifen wie es seinerzeit zwei clevere österreichische Diplomanden der Wirtschaftswissenschaften Anfang der Neunziger getan haben. Sie taten so, als würden sie die Fotografie neu erfinden. Ihr Trick: Man nehme eine schlichte Automatikkamera vom Berliner Russenmarkt, decke das Okular mittels eines Winzstücks schwarzen Pappkartons ab und fotografiere locker aus der Hüfte, was das Zeug hält. Einfach so, verwackelt, unscharf, egal. Trick 2: Man lasse die verwendeten Billignegative im Billigfotolabor entwickeln. Und man lasse ein Negativ gleich x-fach billig vergrößern. Trick 3: Viralmarketing, man fordere Leute auf, in ihrer Region, ihrem Land „Botschaften“ zu gründen, die keinen anderen Sinn verfolgten als die russischen Kameras unters Trendvolk zu bringen.
Publikationen der Lomographischen Gesellschaft Wien
LOMO, die Abkürzung für ein vor dem Ruin stehendes russisches Kamerawerk in St. Petersburg, war das Ding. Die Lomographen schafften es bis in die Wiener Kunsthalle, waren zu Gast bei den Internationalen Fototagen in Herten. Danach: Ebbe. Der letzte Coup der Lomographen aus Österreich war die Produktion einer Plastikkamera mit vier integrierten Plastiklinsen, die nach sechs Filmen den Geist aufgab. Nee, war schön, was sich die beiden Wiener ausgedacht haben. Marketing, Kommunikationsguerilla vom Feinsten.
Katalog in Selbstproduktion: Ausnahmegerät ist ein Lomo-Action-Sampler, Plastikkamera mit vier Linsen. Man hat auf einem Kleinbildnegativ vier mit Verzögerung belichtete Aufnahmen. Ähnlich Super8.