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Allzweckpopper - KurtSchrage

Allzweckpopper

6. Februar 2016 | Von admin | Kategorie: Fotografie

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Was Fotografie ist, steht in neoliberaler Zeit unter Ideologieverdacht. Ich maße mir an, nach dem „gesamtgesellschaftlichen Verblendungszusammenhang“ dieses bildgebenden Technikverfahrens zu fragen. Hingegen verbietet sich eine naturwissenschaftlich mathematisch geprägte Dingsicht die Anmaßung der Was-ist-Frage.

Spätestens nach der Bologna-“Reform“ der Universitäten und Hochschulen geben sich Buchhalter das Marketingprädikat „Wissenschaftler“. Diese fragen nicht danach, was ist Geld, was sind diese rätselhaften Kräfte des Marktes, die angeblich den Planeten in der Umlaufbahn halten, geschweige den was Adam Smith’ „unsichtbare Hand“ ist, von denen Buchhalter gerne reden? Worum es nach der neoliberalen Zeitenwende in den Neunziger Jahren geht sind Fakten, Fakten, Fakten. Und diese lassen sich allein in mathematischen Formeln und Zahlen ausdrücken.

Wissenschaftler sagen, sie prüfen empirisch nüchtern die Fakten, durchdringen methodisch sauber jeden Einzelfall. In der objektiven Analyse suchen sie nach den Fehlerquellen einer Theorie, falsifizieren diese und raten nicht, was sein könnte, üben sich in affektiver Bescheidenheit im Gerede über die gezogenen Schlüsse.

Falls der Mob nicht versteht, warum sein Weltbild vom Haken fällt, dagegen rebelliert, im Netz hysterisch kreischt, depressiv ausbrennt, attestieren ihm Experten die ideologische Krankheit: Dummheit. Diese Hirnkrankheit ließet sich durch das Einflößen eines Abführmittels heilen. Danach verbiete sich diese schädlich spekulative Was-ist-Frage von selbst. Diese Frage sei Baustein eines metaphysischen Luftschlosses. Verursacher sei ein falscher Prophet, der dialektisch listig die Vernunft täuschte. Wohin dieser faule „Zauber“ seiner Täuschung führte, sei am Zerfall dieses spekulativen Gebäudes erkennbar. Davon übrig geblieben sei ein metaphysischer Trümmerhaufen, den es in einer neufreiheitlich offenen Gesellschaft aus dem Weg zu räumen gelte.

Diese Aufräumarbeiten in den Hirnen sind im vollen Gang. Fortan heißt es im neoliberalen Sprachgebrauch von der offenen Gesellschaft und ihrer Feinde, die falschen Propheten seien als Denk-Terroristen enttarnt. Die Theorien von Platon, Hegel und Marx seien bloßgestellt, der „tote Hund“ Hegel und sein Schüler Marx trügen am stalinistischen und nationalsozialistischen Staatsterror eine Mitschuld. Die Begründung für diese neoliberale Ausdeutung von Geschichte lieferte Mitte der Achtziger Jahre der „Historikerstreit“: Auschwitz sei die Reaktion des „traumatisierten“ Hitler auf Stalins „Archipel Gulag“ gewesen. Argumentativ vollzogen neoliberale Historiker einen Rückverweis auf den Hitler-Stalin-Pakt, um so die ideologische Nähe beider Staatsdoktrinen herzustellen. Absolute

Zielsetzung dieser rhetorischen List ohne Vernunft war das Verdrängen und Abstreifen von Schuld oder die Unfähigkeit zu trauern. Vollzogen wurde eine Stilisierung der Täter zu Opfern von falschen Propheten. Hegel und Marx seien aus dem Gedächtnis zu streichen; gleichfalls der Platonismus fürs Volk, dem die Schafe zu Hunderttausenden weglaufen. Deren verführerische Ideologien hätten Leichenberge produziert. Die neuen Verhältnisse werden die offene Gesellschaft von der Knechtschaft ideologischer Metaphysik befreien. Alles Denken, das für sich in Anspruch nimmt, über den Tellerrand des Einzelfalls zu blicken, werde als Hirngespinst abgekanzelt. Das Denken in Sätzen müsse die Klarheit mathematischer Definitionen haben. Nutzlose Begriffsarbeit der Philosophen führe zur Verwirrung und zu den falschen Fragen. Denn: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen.“ Das Wort haben neoliberal diskursfähige Experten.

Wenn ich die scheinbar einfache Frage stelle: was Fotografie ist, treibt dies einem Popperianer die Zornesröte ins Gesicht. Vielmehr müsste ich von den falschen Propheten von Magnum Photos abkehren, weil sie mir ihre Wahrnehmungsideologie von der conditio humana aufgezwungen haben. Ich müsste nach neoliberaler Diktion die Frage stellen, welches Elend auf dem Planeten ihre Fotografie beseitigte, ob sie nicht vielmehr ihre Leiber am Elend der Elenden mästeten, wofür der dekadente Name ihrer Kooperative nach der 1,5-Liter-Champagner-Flasche einen faktischen Beweis liefere?

Un weiter: Hat etwa die falsche Prophetie des Magnum-Buches „Gypsys“ das Leben von Roma in Osteuropa verbessert? Falls ja, warum werden Roma weiterhin zu Aussätzigen gestempelt, zu denen Angehörige einer offenen Gesellschaft mindestens eine Armlänge Abstand halten? Warum ist der Preis für die Erstausgabe dieses Buches genauso hoch wie der Hartz IV-Regelsatz? Müssten Roma Hatz IV beantragen, um das Buch zu kaufen, damit sie erkennen, wie es ihnen geht?

Nach einer Rosskur müsste ich kleinlaut stammeln, dass keine Magnum-Fotografie (darunter subsumiere ich Agenturfotografie) von Leichen im Mittelmeer die neoliberale EU-Politik zur Kurskorrektur veranlasste. Außer dass sie angesichts dieser Abbilder hinter Stacheldrahtzäunen die Flucht ergreift. Warum müssen Kriegsvertriebene und vor Folter, Hunger und Verfolgung Getriebene ihr Leben auf dem Weg nach Westeuropa riskieren, wäre eine falsche Frage. Magnum-Fotografen sind doch vor Ort und speisen diese bildnerisch dramatisierten Dramen via Satellitentelefon in die Verwertungskanäle. Was stimmt nicht an der Wahrnehmung von Magnum-Fotografien, dass diese dystopisch auf das planetare Elend fokussierte Perspektive eine reaktionäre Abwehrreaktion erzeugt? Fehlt es ihr an nachprüfbaren Beweisen für eine fortan zwingend gebotene Einzelfallprüfung?

Über die Lösung dieser Preisfragen halten Neoliberale die „unsichtbare Hand“. Denn Fotos lügen wie gedruckt. Ganz gleich warum es geht, es müsse bis ins Detail rational begründet und objektiv prüfbar sein, ob sich ein Sachverhalt etwa im Mittelmeer auch faktisch so darstellt, wie er vorgibt zu sein. Entzieht sich ein Sachverhalt der Faktenprüfung, wird ihm indirekt eine ideologieverdächtige Täuschung unterstellt.

Die Welt ist schön“, sagte Helmut Schmidts Hausphilosoph Karl Popper. Er nannte seinen Positivismus „kritischer Rationalismus“. Poppers Leitsatz lautete: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Wer das Gegenteil von sich behauptet, sei ein Trottel oder solle den naturwissenschaftlichen Einzelnachweis für diese Behauptung vorlegen. So lässt sich alles Elend allzweckpoppern, schönreden, sokratisch ironisieren. Fotografien des Elendssind kein Beweis. Paradoxerweise gilt dies nicht für maschinell erzeugte Fotografien von Überwachungskameras, weil diese Erzeugnisse keinen Autor haben. Dass in den Algorithmen der Kameras eine totalitäre Ideologie steckt, ist für die Zweckerfüllung zweitranging.

Popper gehört zu den Vordenkern des Neoliberalismus. Seine Hauptschriften „Logik der Forschung“ und „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ wurden in 48 Sprachen übersetzt. Seine wirtschaftsliberalen Claqueure feiern ihn als „wichtigsten Denker des 20. Jahrhunderts“. Die Utopien von Platon, Hegel und vor allem die von Marx seien ideologische Geisteskrankheiten, was Helmut Schmidt in den übergriffen Satz stanzte: „Visionäre müssen zum Arzt.“

Das neoliberale Denken Poppers und das seines Freundes aus dem „Wiener Kreis“, Friedrich August Hayek, haben auch das fotografische Erzeugnis in den Zangengriff genommen. In der offenen Gesellschaft ist jeder Nutzer einer algorithmisch programmierten Sehmaschine Fotograf. Magnum-Fotos können so einer utopischen Romantik von gestern zugeordnet und ins Abseits gestellt werden. Komplexe und komplizierte gesellschaftliche Zusammenhänge ließen sich eben nicht von Einzelnen auf starre Fotostrecken reduzieren. Wer dies propagiere, versetze sich in die Position eines doktrinären Welterklärers. Die „unsichtbare Hand“ „selektiere“ nach den sozialdarwinistischen Gesetzen des Marktes die Siger von Verlierern, die Exzellenten von den Minderleistern. Wessen Leistung nicht mehr nachgefragt werde, fehle es an Anpassung an das virale Buchhalterdenken.

Dieses Denken hat sich in den Köpfen festgesetzt. Moralisch zersetzend befeuert es Neid und den heimlichen Groll, produziert emotonale Abneigungen und Unterlegenheitsgefühle.

Hayeks Imperativ von der freiwilligen Konformität an die Verhältnisse führte als Gegenpol zu der einst bildnerischen Dominanz von Magnum Photos zur Erfindung der Neo-neo-Sachlichkeit der Düsseldorfer Becher-Schule. Die Topoi dieser neoliberal affinen Fotografie sind ideologisch geruchslos, politisch unkonkret, neutral und dekorativ, vom Konzept her scheinanalytisch, was ganz dem Geschmack des Kunstmarktes entspricht. Auf diese marktkonforme Neo-neo-Sachlichkeit werden Studierende der Fotografie dressiert. Themen sind Raum und Zeit, was nach einer Auseinandersetzung mit den Einsteinschen Theorien scheint, das Verhältnis von drinnen und draußen, oder was bei der Beobachtung seiner selbst beobachtet werde. Fotografie habe linear zu sein, ohne Anfang und Ende, assoziativ, inszeniert, streng komponiert, vor allem solle diese Fotografie frei sein von großen Erzählungen. Auf diese Weise gruppiert sich das fotografische Abbild wendig in die neoliberale Warenästhetik. Die Frage: Was das wiederum ist, steht klar unter Ideologieverdacht.

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