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Lars Boerings Verhaltens-Software - KurtSchrage

Lars Boerings Verhaltens-Software

5. Dezember 2011 | Von admin | Kategorie: Fotografie

Ich habe mir erlaubt, einen längeren Leserbrief oder besser, einen Debattentext an die PHOTONEWS zu senden, in dem ich das Interview mit dem niederländischen Fotografen-Trainer und Kommunikationswissenschaftler Lars Boering kommentiere. Abgesehen davon, dass meine Sendung an die Redaktion zu spät für eine etwaige Druckniederlegung in der Dezember/Januar-Ausgabe einging, war mir klar, dass meine Position mit der bewährten Abwehrstrategie – das Stück sei zu lang – freundlich zur Kenntnis genommen und in die Ablage P gelegt wird. Dies gehört zum Prinzip, andere Blickrichtungen auf die selbstgemachte Dauerkrise der Fotografie lächelnd auszublenden. Dafür ist der »Sachzwang« des Verkaufens um jeden Preis zu groß geworden.

Lars Boering zeigt sich dem Leser jung, fit, dynamisch, unkompliziert, glattrasiert, als marktanalytischer Durchblicker, als treibende Kraft im Maschinenraum eines Panzers, der mit seiner Wortkanone das von verwirrenden Eigeninteressen zersplitterte Fotografenvolk die Fluchtrichtung zeigt. Zielgerichtet versichert er sich seiner utilitaristischen Hellsichtigkeit unter gebändigtem Haupthaar, weil nur ein klarer kühler Kopf mit den Zahlengeräuschen in seiner rechten Hirnhälfte vertraut ist. Den Blick in die Bedeutungsperspektive nach oben gerichtet, dorthin, wo die Geldblase sich selbst aufpumpt, sagt Boering, was Sache ist.

Im Wachsfigurenkabinett von Lars Boering ist das Personal in gut und parasitär, in (Auftrag)-Geber und in Nehmer sortiert. Atonal tönt Boering: Mägde und Knechte, im sprachgymnastischen Neusprech »Dienstleister« genannt, »das große Fest« der künstlerischen Freiheit »ist Geschichte«. Fotografen, werdet zu Edelstricher des Marktes, beugt die Knie, lasst euer Rückgrat und euere Gedanken biegen, ohne daran zu zerbrechen. Fotografen, zeigt endlich Demut vor der Mechanik der Geldreligion. Vergesst nicht, wer am längeren Hebel sitzt: ihr drückt auf den Knopf, wir machen den Rest. Im Scheitern eine Chance zu sehen, erneut und besser zu scheitern (Beckett), ist »nervig«.

Das bewundernswerte Interview von Gunda Schwantje mit Lars Boering in der PHOTONEWS 11/2011 ist ein Genuss. Raue, knackige, auf prosaische Geschmacksverstärker verzichtende Satzbausteine aus dem Katechismus des Kosten-Nutzen-Schaden-Denkens. »Die Fotografie ist totes Gelände, der Beruf hatte (gestern) Status«. Sei »freundlich« zu deinen Kunden, lerne zu lächeln, bändige deine aussichtslosen Selbstbehauptungskämpfe. Werde schmerzfrei und orthopädisch geschmeidig, »bewege dich, wo die Nachfrage ist«. Schleife dein Image. Boering wirft seine Handgranatenattrappen in den Raum und guckt mal, was passiert.

Interessant ist, dass Emissäre von Nietzsches Nachricht: »Gott ist tot« jedes Mal ein staunendes Publikum finden. Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, finden die kulturellen Totengräber ihre aufwühlenden Werkzeuge im Giftschrank des höheren Zynismus. Das ist weder neu noch originell. Dennoch ist die Wirkung verblüffend.

Nach »Gott« begruben die Totengräber das Theater, die Literatur, die Kunst. Jetzt liegt die völlig ausgebrannte Hure Fotografie im Sterbebett. Dass sie vom dauernden Flachliegen bis auf die Knochen wundgelegen ist, ihr akademisch gebildete Pflegekräfte artifiziell gequirlte Nahrung einflößen, um sie künstlich zu füttern, bringt nichts. Die Fotografie ist am Ende, scheintot. Fotografie, du verachtenswertes Opfer der bildnerischen Demokratisierung - »geh sterben«.

Aber Moment mal, wir, Boering plus X, haben die Lösung parat. Wir formulieren die These und sind gleichzeitig Schiedsrichter über eure Widerreden. Wir sind Ärzte, Experten, die bildnerischer Demokratisierung, von künstlerischer Freiheit verführten Visionären das Gegenmittel spritzen. Über die Resteverwertung dieses alten Denkens machen wir uns im »Think Tank« Gedanken, mit welcher Technik wir die alte Hure Fotografie reanimieren, indem wir sie im virtuellen Mausoleum des Mehrwerts einbalsamieren. Voraussetzung für unsere Illusion ist der Verzicht auf Integrität und die bedingungslose Anerkennung der einzig wahrhaftigen, echten Gesinnung.

Think Tank ist ein modernes Wortnebelgebilde aus den Rüstungsschmieden des MEHR. In Verbindung mit dem unverdächtigen Wort denken, schminkt sich die Denkpanzerbesatzung mit reiner Vernunft. Lars Boering sagt in dem Interview: Er plus X befragten die Glaskugel nach der Zukunft der scheintoten Fotografie. »Was sehen wir?« »Was wird geschehen?« »Wir denken nach.«

Ich verstehe Boerings esoterische Séancen als Mutprobe. In spiegelglatter Glaskugel soll dem analytischen Durchblicker die Zukunft erscheinen. Er ruft nach seinem Meister Jeremias Bentham und ihm erscheinen die Geister von Machiavelli, Keynes, Milton Friedman in der Gestalt von Maggie Thatcher und Ronald Reagan. Boering kreist um die Simulation von Zukunft, denn sein Pech ist jedermanns Begrenztheit, er kann nur mit den Verschaltungen in seinem Gehirn denken. Er kann nicht einfach mal ins Regal nach Ersatzhirnen greifen, um dort nachzugucken, wie seine Avatare in der Zukunft denken. Der Vordenker ist ein Nach-Denker, eine die Chancen des Scheiterns zermalmender Wiederkäuer, der es nicht wagt, selbst zu denken, sich in der Selbstgewissheit wähnt, seine verbalen Abfuhren seien hard boiled.

Boering erklärt das Wie. Wie sich Fotografen marktgerecht zu kleiden, zu lachen, sich zu frisieren, mit welcher Seife sie den Mundraum auszuspülen haben, wie sie an ihrem unscharf maskierten Blendwerk Image polieren, damit die edlen und guten Geber ihre parasitäre Nehmer-Anwesenheit überhaupt ertragen können. Auf der Richterskala der sieben Fehler rangieren Qualität und heißer Preis ganz oben oder an letzter Stelle. Je nach Perspektive des Betrachters. Über Geld zu sprechen ist vulgär, ein Affront gegen die guten Sitten. Wer es dennoch wagt, die guten Sitten zu untergraben, auf den wartet Dantes Inferno. Frei nach Martin Parr »sitzen« Fotografen dann »in ihrem Porsche und weinen«.

Nach dem Warum zu fragen, wem die Umerziehung von Fotografen zu subalternem Marktgesinde nutzt, nervt den Mediator. Diese lästige Frage prallt an der Firewall seiner Festplatte ab. Das Schwarzweiß-Denken muss sauber von störenden Grautönen bleiben. Warum sollte es interessieren, dass nach dem Mauerfall das neoliberale Gift des Mehr die Hirnschranken passierte? Warum kippen Fotografen ihre analogen Werkzeuge auf den Müll? Warum simulieren sich Fotografen in die Illusion zweiter Ordnung und halten diese Produkte für Ergebnisse eines klaren Bewusstseins, weil sie vermuten, über die Illusion wäre ihre Wirklichkeit haptischer, begreifbarer, spürbarer, erst wirklich wirklich? Warum wird nach »Reste des Authentischen« (1986) soviel über Echtheit fantasiert? Warum dichten Fotografen ihren stummen Produkten eine Sprache an, die keine Syntax hat? Um dies abzukürzen: das lästige Warum »ist nervig«. Dies hieße die Illusion zu demaskieren, welche akademischen Wirkkräfte den Blasenwurf mit Heißluft befeuern. Wer vermutet, die Antworten fänden sich in der Zoologie von »Brehms Tierleben«, hat selbst in den Angelhaken des vergifteten Köders bebissen.

Boering erweckt den Eindruck, er hätte den roten Ariadnefaden fest in der Hand. Was wäre, wenn der Leitfaden aus dem Labyrinth ins angepasste Mittelmaß weist, der Faden gerissen ist? Es gar keinen roten Faden gibt, der simulierte Faden des Kaisers digitale Designerkleider sind? In der Raserei seiner Schlussfolgerungen versichert Böring seinem Publikum, der rote Faden ließe sich erkennen, wenn man fest an seine Existenz glaubt.

Fernseh- und Rundfunkanstalten pfeifen den Evergreen: »Bist du noch so fleißig, sag es in einsdreißig.« In Boerings Realität wird die Zeit verdoppelt. »Drei Minuten reichen«, sagt er, »um zu sagen, wer man ist, was man tut, zu zeigen, was für eine Geschichte es ist und zu sagen, wofür man das Geld gebrauchen will.« In drei Minuten soll es funken. Sie reichen einem nüchternen Effizienzmaximierer, was ein stummes Bild in »tausend Worten sagt«, das in 1/125 Sekunde fotografiert wurde. Sie reichen, eine filternde Gesinnungsprüfung vorzunehmen – ist das einer von uns? -, ob in der »Geschichte« ein Mehrwert steckt, sie wenig kostet und Gewinn erzielt.

Wem nutzt das? Wem nutzt es, wenn der Auftraggeber das Bildresultat »auf dem Display anschauen« will? Weil das Anschauen »für einen Auftraggeber eine interessante Erfahrung« ist, sagt Boering? In dieser scheinbar lauwarmen Aussage lässt Boering die Tarnkappe fallen. Ihm geht es nach dem Vorbild von Jeremias Benthams Panoptikon um disziplinarische Kontrolle, um Überwachung, die ihre immanente Wirkkraft in der Selbstkontrolle zum Ausdruck bringt. Der Auftraggeber kann direkt auf dem Display, dem Überwachungsmonitor »anschauen«, was ein von der Propaganda des digitalen Kosten-Nutzwerts überzeugter Fotograf in 1/125 Sekunde dachte, wie er sein Verhalten in Gestik und Mimik kontrolliert, um bloß nicht anzuecken. Der Anspruch an künstlerische Freiheit ist »nervig«, bremst das hirnerweichende Gift des neoliberalen Wachstumsterrors, der eine neue Glücksethik verspricht und disziplinierende Kontrolle meint. Von daher, schlussfolgert Boering, »haben« sich den zeitgenössischen Disziplinarfantasien widersetzende Fotografen »Probleme, Arbeit zu finden« - und arbeiten in McJobs bei Aldi als Regaleinräumer.

Vielleicht macht es Sinn, die private Reset-Taste zu drücken und sich dem Warum zu stellen. Warum will man fotografieren? Welches Wollen treibt hinter die Kamera? Ist es ein mattes, korrumpiertes, von Konfusionen infiltriertes Wollenwollen, weil Erfolg im Beruf eine Garantie für nichts ist, keine lebenslange Vollkaskoversicherung bietet, überall Stolpersteine liegen, unter denen Fallstricke vergraben sind? Der negativ besetzte »Hungerkünstler« hungert nach der Freiheit des Kindwerdens. Er hungert nicht nach der »Freiheit«, im Dschungelcamp der Tarife die zu ihm passende Grundgebühr für sein Mobiltelefon zu suchen. Ein »Hungerkünstler« überwindet mit seinen Ausdrucksmitteln die einflößte Angst vor dem Scheitern.

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