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LOCHKAMERA - KurtSchrage

LOCHKAMERA

26. Juli 2010 | Von admin | Kategorie: Allgemein

Es kommt auf die fotografische Haltung an, von der aus die Gebirgszüge der Alpen betrachtet werden. Denise Ingenlath hat sich für einen stillen, kontemplativen Blick auf die Alpenlandschaften entschieden. Als technisches Mittel fotografischer Langsamkeit nutzt sie eine Lochkamera – eine dunkle Kammer im Miniformat.

Seit 171 Jahren verändert die Fotografie den Blick auf die Welt, ohne dass auch nur annährend jemand mit Gewissheit sagen kann, woraus eigentlich ihr Treibstoff besteht, der jedermann zum Betrachten der fotografischen Fachware verführt. Die Erklärungsmuster sind meist als Vernunftschlüsse maskierte Wiederholungen. Sie wiederholen einzig das, was von Kulturgrammatikern in konsumierbaren Wortportionen vorgekaut wurde, getrieben von »der Raserei, Schlussfolgerungen ziehen zu wollen«. (Flaubert) Darin schwingt oftmals bildungsbürgerliche Herablassung, wenn von fotografierter Massenunterhaltung, von einer chirurgischen Amputation der Wahrnehmung die Rede ist, von einem aus dem Nichts Geschaffenen, das Substanz durch Schatten ersetzt. (Joyce)

Sprachlose Bildsprachen

Man könnte die Befunde eine streitbare Wortakrobatik nennen und damit abhaken. Aber ohne Polemik wäre Literatur, Philosophie, Kunst und dergleichen eine ziemlich öde Veranstaltung. Künstlerische Manifeste sind schließlich alles andere als trockene Beamtenprosa.

Zum Bedauern ist die 171 Jahre alte Dame Fotografie von einer Oktoberrevolution in den eigenen Reihen verschont geblieben. Außer dass die erste Fotoagentur Magnum das Urheberrecht für Fotografen durchdrückte. Ansonsten ist relativ wenig passiert, bis auf den kaum noch erwähnenswerten Umstand, dass sich Fotografen angewöhnt haben, von »Bildsprachen« zu reden, obschon sie genau wissen: Fotografie kann kein Produkt rationaler Schlüsse sein, weil sie das Gesehene einzig behauptet und keiner korrekten Verknüpfung sprachlicher Einheiten wie bei einem Text zu folgen hat. Vielleicht ist Fotografie in Abwesenheit eines Satzbaurasters mehr beim Dada angesiedelt als vermutet – vorausgesetzt: Sie würde sich in ihrer Sprachlosigkeit dem Umstand widersetzen, sich als Maskenbildnerin der Ideologien anzudienern.

Talbot/Daguerre

Bei William Henry Talbot klang das alles noch netter als er 1839 der Royal Society die Grundzüge seiner Automatenkunst vorstellte. Er gab seiner Abhandlung den Titel: »Bericht über die Kunst des Lichtbildzeichnens oder des Verfahrens, mit dessen Hilfe natürliche Gegenstände dazu gebracht werden können, ohne Dazutun des Stiftes eines Künstlers sich selbst abzuzeichnen.« (z.n. McLuhan)

Fast zeitgleich mit Talbot lag der Franzose Louis Daguerre mit der Fotografie in den Geburtswehen. Die Pioniere der Fotografie machten sich für ihre fast zeitgleiche Erfindung das uralte Prinzip der camera obscura zu nutze, einen dunklen Kasten, in den sich Maler zurückzogen, um vereinfacht gesagt ein optisches Gesetz zum Abzeichnen der Konturen von Landschaften und Gebäuden anzuwenden. Beider Erfindung drang bis in letzte Pore künstlerischer Genres. Sie zwang letztlich die Vertreter der klassischen Künste zu einer Revision ihrer Selbstgewissheiten und absoluten Überzeugungen.

Das posttraumatische Geburtssyndrom der Fotografie ist allerdings bis in die Jetztzeit zu spüren. Der ungeliebte Spross des Industriezeitalters verstört weiterhin die kulturellen Fundamentalisten, die den Gedanken ablehnen, die Massenunterhaltung Fotografie in den Göttersaal der Künste aufzunehmen. Selbst wenn in der greisen Automatenkunst mehr Frische im Blut zirkuliert als bei ihren nervös getriebenen Enkeln und Urenkeln.

Unzeitgenössisch

Im industriellen Wettrennen um die größtmögliche Perfektion ist auch das Leitmedium Fotografie einbezogen. Dem Vernehmen nach verspricht perfekte Schärfe die größte Aufmerksamkeit und widerspiegelt die Schärfe des wirtschaftlichen Wettbewerbs. Die fotografischen Ergebnisse sollen nach diesem Dogma schärfer, größer, glatter werden, um die Täuschung von einer perfekten und in allen Belangen beherrschbaren Welt aufrechtzuerhalten.

Das Gegenteil davon wäre die negative Dialektik der Unschärfe, das relativ bescheidene, grobe und unperfekte Bild, das die harten Bandagen enttarnt, mit der die Mutter der bildgebenden Technikverfahren vom radikalen Realismus der Bewusstseinsindustrie bearbeitet wird.

Sinn macht es, gelegentlich mal die Reset-Taste zu drücken, um sich eine reinigende Technik-Fastenzeit zu verordnen. Im Verzicht auf die technischen Sattmacher steckt der Wunsch nach einer Rückkehr zu den Wurzeln konzentrierter Wahrnehmung. Das Stichwort ist die Wiederentdeckung der Langsamkeit, die im Neusprech durch das Modewort Entschleunigung ersetzt wurde, weil Langsamkeit oder Geduld nicht mehr recht zum Schnelllebigkeitsgebot der digitalen Zeit passt, zu sehr rückständig, dem Schein nach antiquiert ist, nach kraftzehrendem Alter klingt. Entschleuniger hingegen nehmen kurz mal den Fuß vom Gaspedal, gönnen sich eine meditative Ruhepause, um bei nächster Gelegenheit wieder Vollgas zu geben.

Sezierender Blick

Im Warenkorb der fotografischen Blicke auf Naturphänomene können die Inhalte kaum gegensätzlicher sein, obschon es sich - wie McLuhan sagt - bei den Inhalten allein um »Aussagen ohne Syntax« handelt. Im Warenkorb liegt der kalte scheinbar das Gesehene analytisch sezierende Blick des Kritikers. Dieser Blick richtet sich auf erodierte Landschaften, Muren, auf schrumpfende Gletscher und dergleichen Zivilisationsfortschritte zu Lasten der Natur, an denen sich die Folgen des Klimawandels abzeichnen sollen. In Verbindung mit der Kritik an touristischen Massenaufläufen in den Bergen ist das ein in Teilen verleumderischer Blick, der das eigene Dazutun am Klimawandel großzügig unterschlägt.

Warmer Blick

Der warme Blick hingegen nährt die romantische Vorstellung von einer intakten Natur, worüber die Demut vor der Naturgewalt und die Sehnsucht zum Ausdruck kommen soll, zumindest für ein paar Tage im Jahr mit dem Postkartenidyll im Einklang zu sein. Etwaige Bildstörungen werden ausgeblendet, weil sie nicht zum Vor-Bild passen, das der monitär kalkulierende Marketingblick über Tonnen an Prospekten und in süßlichen Worten in Umlauf bringt.

Für das ganze Dilemma macht McLuhan die Fotografie verantwortlich. Sie habe den Reisenden in die Passivität gezwungen, weil es kaum noch etwas zu entdecken gebe, was nicht schon von der Fotografie verwässert und vorfabriziert wurde. »Eine Reise unterscheidet sich kaum noch von einem Kinobesuch oder dem Durchblättern einer Zeitschrift. Man könnte behaupten, dass solche Leute ihren eingefahrenen Weg des Abgestumpftseins in Wirklichkeit nie verlassen und auch nie irgendwo ankommen.«

Lochkamera

Auf den Spuren von Talbot und Daguerre fotografiert Denise Ingenlath in den Alpen mit einer einfachen Lochkamera. Das setzt Vertrauen in die eigenen Fertigkeiten voraus, verlangt eine Haltung, Geduld, Gelassenheit, Ruhe, nach Langsamkeit, Konzentration. Diese fotografische Herangehensweise widerspricht der Seligpreisung des technisch Machbaren, der Schnelligkeit des Augenblicks und dem damit verknüpften Weltgemälde von der großen Perfektion. Sie geht noch einen Schritt weiter zu den Anfängen der Fotografie zurück, in dem sie als dunkle Kammer eine winzige Streichholzschachtel verwendet.

Unter Verzicht optischer Scharfmacher wie Objektiv, Okular oder Messsucher belichtet sie die Kleinbildnegative ohne Sichtfenster, so dass sie bei der Positionierung der Pappschachtel auf die Landschaft allein ihrer Intuition folgt; Fotografen sprechen in diesem Zusammenhang von ihrem »inneren Auge«. Ingenlaths verwendete Lochkamera (Bauanleitung unter http://matchboxpinhole.com) in Form einer Streichholzschachtel besitzt einzig eine von Hand verschiebbare Lochabdeckung. Die Öffnung selbst hat den Durchmesser einer Stecknadel, was übertragen auf ein Objektiv in etwa einer Blende f 128 entspricht.

Unschärfe

Im künstlerischen Rahmen zeichnet sich seit Jahren eine erneute Hinwendung zu gezielt eingesetzter Unschärfe (tilt and shift) als fotografisches Stilmittel ab. Zu nennen sind die Fotografen Marc Räder oder Massimo Vitali, die Retorten-Landschaften und deren touristische Nutzung als Zeichen schleichender Entfremdung deuten. Aufgrund der für das Auge ungewohnten Unschärfe verbirgt sich ein emotionales Unbehagen gegenüber der rationalen Entzauberung der Fluchtorte, die eine Synchronisation mit dem Fortschrittsglauben eingegangen ist.

Denise Ingenlath verfolgt einen ähnlichen Ansatz. Auch sie verweigert sich der bildnerischen Perfektion und schafft Stimmungsräume, die ihren stillen und frei von kommerziellen Interessen gelenkten Blick auf die Alpenlandschaft zum Ausdruck bringen. Es sind »Aussagen ohne Syntax«, die sich von Schlussfolgerungen lossagen.

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