ROBOTERFALKE
20. Februar 2010 | Von admin | Kategorie: Fotografie
Für meinen Geschmack wird viel zu wenig über den Japanese Spirit in der Fotografie gesprochen, weil sich der Blick zu sehr auf die andere Seite des Ärmelkanals und ein paar Kilometer weiter über den Atlantiks richtet. Wer sich die Neuerungen im Fotografiesektor einmal genauer ansieht, erkennt das vom Geist des Bushido ausgehende Kraftpotential japanischer Fotografie. Vielleicht sind Araki, Moriyama, Eikoh Hosoe, Ryuji Miyamoto, Sugimoto, Takashi Homma in ihrem tiefsten Inneren Samurei-Krieger mit der Kamera. Wenn sich Moriyama »Jäger des Lichts« nennt, aus der Sicht eines streunenden Hundes fotografiert, zeugt das von Verletztbarkeit, Todesverachtung, Spiritualität, der Sehnsucht nach spottfesten Regeln, als das Katana, das Samureischwert, ein verlängertes Körperteil für die Krieger darstellte. (Bei oben genannten ist es nach meiner Einschätzung die Kamera, wenngleich sie unschiedliche Stilmittel einsetzen.)
Wer im übertragenen Sinn den Japanese Spirit in der Fotografie verstanden hat, ist der Schwede Anders Petersen (French Kiss) und der dänische Magnum-Fotograf Jacob Aue Sobol (I, Tokyo), der gar keinen Hehl daraus macht, den Moriyma-Stil performativ nachzuahmen. (Was ihm in faszinierender Weise gelungen ist.) Zweifelhaft hingegen sind für mich die groben, eurozentrischen vom subtilen Kolonialgeist durchtränkten Blicke auf Asien, mit denen uns die üblichen Verdächtigen im umherschweifenden Fotografenzirkus die Welt erklären wollen. (»Woanders ist es auch Scheiße«, meint der Bochumer Kabarettist Frank Goosen.)
Fotografien 2010 © Kurt Schrage / All rights reserved