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RITALIN II - KurtSchrage

RITALIN II

17. Februar 2010 | Von admin | Kategorie: Allgemein

Wie definiert man »Normalität«? Wer auf diese Frage eine allgemeingültige Antwort anbietet, kann sicherlich auch ideologiefrei darlegen, was unter einer »Aufmerksamkeitsstörung« zu verstehen ist. Das Modesyndrom ist schließlich zum Störfall im Gleichklang der »Normalität« erklärt worden, den Simeon Braas im Arbeitstitel seiner Diplomarbeit an der Ruhrakademie als »Grenzwahnsinn« bezeichnet. Er entführt in das Phantasielabyrinth eines »Aufmerksamkeitsgestörten«, dessen Ariadnefaden in die »Normalität« gerissen ist.

Das Gehirn ist die große Unbekannte. Es ist der Ort des Geistes, des Verstandes, des Denkens, der Affekte, des Bewusstseins, dem ordnende Wissenschaft mithilfe einer zeitgemäß gedachten Technik die letzten Geheimnisse zum Segen der Allgemeinheit zu entreißen sucht. Wo die Trennlinien zwischen den Begriffsparallelen verlaufen, darüber sind ideologische Streite entbrannt, die so alt sind wie die moderne Konzentration auf das menschliche Superorgan selbst.

Wie viel Wahrheit in der Erhabenheit kartographischer Ordnungsversuche des Gehirns steckt, zeigt sich, wie spottfest diese Ordnungsschau letztlich ist. »Wie viel Wahrheit in einer Sache ist, lässt sich am besten dadurch ermitteln, dass man sie gründlich lächerlich macht und nachsieht, wie viel Spaß sie versteht.« (Diogenes)

Simeon Braas hat sich zu Hause in Burbach in eine »Tonne« zurückgezogen. In einen stillen Raum im Raum, um abgeschieden von der Außenwelt die Bilder in seinem Kopf erst einmal ungefiltert zu Papier zu bringen. Er wählt die pantomimische Isolation als Freiheit eines Andersdenkenden, der bei seiner Konzentration auf die Arbeit mit dem Zeichengriffel über den »Wahn« und den Sinn von Wahndefinitionen nachdenkt, über die hohe Theorien und erhabene Letztbegründung, warum er so ist wie er ist.

Für Personen wie ihn haben sich Therapeuten das Modesyndrom »Aufmerksamkeitsstörung« (ADS) ausgedacht. Eine Bezeichnung, die Simeon Braas in einem ironischen Unterton als »Grenzwahnsinn« bezeichnet. Er will mit seinen Illustrationen einen konträren Erfahrungsbericht zu der ADS-Störungstheorie aufblättern, eine andere Geschichte des Anderen im »Normalen« niederlegen. Denn pointiert formuliert gilt im Land der Dichter und Denker eine überdurchschnittliche Intelligenz als Störfall, ist das schnellere Verstehen von komplexen Zusammenhängen ein Krankheitszustand.

Seit geraumer Zeit bewirbt die Pharmaindustrie eine Reihe an Zündstoffen, um private Störfälle beim Erbringen von Lernleistung auf synthetischem Weg auszuschließen. Von interessanter Wachstumsbeschleunigung befeuert, planen Arzneimittelhersteller die Einführung von 600 weiteren Turbostoffen zum schnelleren Denken und zur Verbesserung der Lernfähigkeit. Das Zauberwort der aktuellen Stunde heißt »Neuro Enhancement«.

Dabei handelt es sich um rezeptpflichtige Denk- und Konzentrationsverstärker, die sich laut einer Untersuchung des Wissenschaftsmagazins »Nature« besonders im studentischen Milieu, in Manager- und Wissenschaftskreisen einer freudvollen Beliebtheit erfreuen. Gemeint sind Amphetamine (Aufputschmittel) wie das als »Kinder-Kokain« bezeichnete Medikament Ritalin, mit dem aufmerksamkeitsgestörte »Zappelphilippe« und »Klassenclowns« unterrichtskompatibel auf »Normalität« gepolt werden.

Körperliche Risiken und psychische Nebenwirkungen werden dabei inkauf genommen. Schließlich wissen die Eltern von überdurchschnittlich Begabten, was ihren Sprösslingen droht, wenn diese vom Unterricht gelangweilt in den Tagtraum emigrieren, keine Reizreflexe in der zig Mal vorgekauten Vortragkunst der Lehrkörper verspüren, durch schlechte Noten glänzen, die Schule schwänzen, sich in letzter Konsequenz der Schule verweigern.

Im Hintergrund der Verweigerer steht eine Drohkulisse. Wer nicht so will, wie die starre auf »Normalität« getaktete Großtheorie Schule es verlangt, wird psychologisiert oder psychiatrisiert und wenn alle Stricke reißen, in die Einbahnstraße Sonderschule abgeschoben. Welche Karriere sich daraus ableiten kann, ist ausreichend bekannt. Deshalb wählen Eltern häufig das angeblich kleinere Übel einer medikamentösen Intervention gegen das Anderssein ihres Sprösslings. Statt sehenden Auges dabei zuzusehen, wie der Sprössling ins gesellschaftliche Abseits gleitet, wird ihnen die subtile Drohung vermittelt, den privaten Super-GAU mit der Einnahme von bitteren Pillen zu verhindern. Die Asyle der Verweigerer und Aussteiger sind voll mit überdurchschnittlich Begabten, bei denen der Ratschlag: »jetzt werd’ doch mal normal« kein Gehör fand.

Dass Ritalin suchtabhängig macht, unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, auf dem Index der verbotenen Stoffe der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA steht, ist ein Schönheitsfehler, den Lobbyisten nicht müde werden, ins positive Licht zu rücken. Sie sprechen von Demokratisierung und Chancengleichheit, dass jeder Einzelne das Recht haben sollte, seine Intelligenz und seinen Körper nach eigenem Gusto zu optimieren.

Wer schön sein will, muss leiden, so die boulevardesk verbreitete Bioformel. Die erweiterte Form des ewigen Gassenhauers liest sich etwas anders: Wer seine Intelligenz pimpen will, muss die richtigen Doping-Pillen schlucken. Ein Problem kriegen einzig Personen, die beim genetischen Roulette der Eltern eine Glückssträhne hatten und zu viele intellektuelle Talente auf sich vereinen. Denn eine angemessene Förderung von überdurchschnittlicher Begabung haben die Großtheoretiker des Systems Schule ganz einfach vergessen. Dies wirft einen Schatten auf die politischen Lichtgestalten, die davon reden, dass sich Leistung wieder lohnen soll. Nur: zu welchem Preis?

Warum hierzulande hunderttausende Kinder und Jugendliche mit Amphetaminen an die »Normalität« angepasst werden, im akademischen Milieu es zunehmend schicker wird, das Dopingmittel zur Leistungssteigerung einzuwerfen, verdeutlich die Doppelzüngigkeit der Debatte. Noch deutlicher tritt sie im Leistungssport zutage. In diesem Milieu wird auf die Konsumenten von Amphetaminen zur Hatz geblasen, weil sie als Betrüger eine unlautere Wettbewerbsverzerrung betreiben.

Angeblich geht es den Hütern von sauberen Sportlerkörpern um Chancengleichheit, während die Hirndoping-Lobbyisten die Umformung der »Normal-Körper« in Leistungskörper einer gedehnten Auslegung des demokratischen Verständnisses folgen. Als dritte Größe in diesem wirtschaftspolitisch besetzten Verwirrspiel um die Chancengleichheit bleiben die überdurchschnittlich begabten »Minderleistern« im Regen stehen. Ihre einzigen Fürsprecher sind meist die Eltern und wenige die Doppelzüngigkeit benennende Lehrkörper und Wissenschaftler.


Selbstironisch nennt sich Simeon Brass einen »Minderleister«. Er weiß, wie es im Kopf eines »Aufmerksamkeitgestörten« aussieht, wie ernüchternd es ist, wenn man gegen eine Wand redet, dazu gedrängt wird, sich wegen seines Andersseins zu erklären, was es heißt, die erheblichen Nebenwirkungen des Amphetamins Ritalin zu spüren. Er sei kein wissenshungriger Mensch, denn das sei ihm im Laufe seiner Schullaufbahn abhanden gekommen.

Die Freude am Wissen hätte er gerne genossen. Aber das Lernen um des bloßen Lernens willen, angelesenes Wissen zur Prüfung abzurufen, um es gleich wieder zu vergessen, das widerspricht seiner Vorstellung. Ihn faszinieren Geschichten, die seine Phantasie anregen, er Assoziationsketten bilden kann, die er als Zeichner in Illustrationen abruft. Im Fokus hat Simeon Braas - frei nach Diogenes - die Erhabenheit der ADS-Theoretiker: »Geh’ mir aus der Sonne!«

Illustrationen/Fotos 2010 © Simeon Braas

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