TODD HIDO
22. Januar 2010 | Von admin | Kategorie: Fotografie
In der Fotografie gehört seine Stilistik, das Stilmittel Farbe auf ein Minimum herunterzudimmen, zu den Königsdisziplinen. Ich benutze den Superlativ im Plural, weil mir klar ist, dass etliche andere Fotografen die Farbe als Stimmungsaufheller mit Bedacht verwenden. Denn nach alter Lehre wird diese Herangehensweise mit der Suche nach einem Übergang zur Schwarzweiß-Fotografie verglichen. Das kommunistische Dogma stammt noch aus der Zeit, als die Farbfotografie von Saul Leiter oder William Eggleston gerade den Makel, dass sie »vulgär« und konterrevolutionär sei, abgeschüttelt hatte. Dennoch drängt sich mir der Eindruck auf, dass man der dick aufgetragenen Farbschminke überdrüssig ist. Dies ist an der Fülle an Publikationen abzulesen, die in düsterem Schwarzweiß auf den Markt kommen. Anders Petersen, Jacob Aue Sobol, die japanischen Altmeister Araki, Moriyma, Eikoh Hosoe, der melancholisch fotografierende Onaka Koji oder der Spanner Kohei Yoshiyuki; die Reihe wäre fast beliebig fortzusetzen.
Die Lücke zwischen geschickt eingesetzter Farbfotografie und radikalem Existentialismus in hartem Schwarzweiß-Kontrast füllt der US-Fotograf Todd Hido (*1968), dessen Publikationen leider teuer sind und über dessen Herkunft ich anfangs spekulierte, dass er japanische Wurzeln habe. Von seinem Namen her könnte das passen - dachte ich. Doch ich habe mich geirrt. (Kann ja mal passieren.)
Was aber widerspiegelt den Charme seiner Fotografie? Liegt es daran, dass man vor dem Blättern seiner Bücher ein Anti-Depressivum einwerfen sollte? (Würde der prognostizierten Zeit entsprechen.) Ist es die Melancholie seiner Frauenporträts, die traurig machenden Psycho-Häuser hinter deutsch anmutendem Zaungebilde? Todd Hidos Lehrmeister Larry Sultan hat der Verlassenheit seiner Protagonisten in »The Valley« noch ausgewogene Farbe gegeben, um ihrer Trostlosigkeit reale Züge zu verleihen. Todd Hido verzichtet darauf konsequent. Willkommen Tristesse.
Heute Abend um 19 Uhr eröffnet die Kölner Galerie Kaune, Sudorf die sehenswerte Ausstellung »House Hunting/Nudes« von Todd Hido. Der Künstler ist anwesend.
House Hunting/ Nudes bis 10. 4. 2010
Todd Hido
Galerie Kaune, Suddorf
Albertusstraße 26
50667 Köln
Und noch ein Hinweis für Buchsammler: Morgen gibt Todd Hido eine Signierstunde in der Buchhandlung Schaden.com.