JÜRGEN NEFZGER
17. Januar 2010 | Von admin | Kategorie: FotografieDer Beitrag gestern Abend auf dem Fensterplatz arte-Metropolis über den deutsch-französischen Fotografen Jürgen Nefzger hat drei Dinge wider den intellektuellen Mainstream aufgezeigt: die analoge Großformat-Fotografie ist längst nicht so tot wie gerne behauptet. Ad zwei: das Authentische ist noch längst nicht von den Resteverwertern bis zur Unkenntlichkeit zerkleinert worden, denn das Begehren, die Sehnsucht nach Echtheit scheint ein dem Menschen eigenes Bedürfnis zu sein, das kaum wegzutheoretisieren ist. Und als dritter Punkt: Man kann sich als Fotograf mikrophysisch subtil in politische Machtdiskussionen einklinken, die den Mänövern, Taktiken, rhetorischen Techniken der Atomlobbyisten in die Parade fahren, aufzeigt, wie man die Brillanz des Stils und politische Brisanz des Inhalts vermischt. Der Schweigen fotografischer Bilder kann mehr aussagen als tausend weichgespülte PR-Floskeln.
Verlag Hatje Cantz schreibt zu Jürgen Nefzgers Fotoband Fluffy Clouds (Schafswolken)
“Auf den Fotos aus Jürgen Nefzgers Serie Fluffy Clouds sind idyllische Ansichten aus ganz Europa zu sehen: Schafe auf hügeliger Weide, Badende am Strand, ein einsamer Angler am Flussufer. Doch den Hintergrund dieser Motive bilden Kühltürme und Kernreaktoren, manchmal sind Wasserdunstwolken der einzige Hinweis darauf, was hinter dem nächsten Hügel steht.
Nefzger (*1968 in Fürth) beruft sich beim Aufbau seiner Bilder ganz bewusst auf die Ideale der Romantik. Die mit klassischen Mitteln dargestellte Schönheit der Natur wird konterkariert durch die offensichtliche Brutalität der menschlichen Eingriffe. Letztlich folgt er der Fiktion der Atomlobby und präsentiert die heile Welt der Kernkraftnutzung. Doch dass wir um die Fragilität dieser behaupteten Sicherheit wissen, enttarnt die augenscheinliche Harmlosigkeit der Bilder als trügerisch, die Idylle als überaus bedroht.”
Ausstellung: Le Château d’Eau, Toulouse 16.12.2009–7.2.2010