RINKO KAWAUCHI
7. Januar 2010 | Von admin | Kategorie: Fotografie
Es ist gar nicht leicht zu beantworten, welche Fotobücher zu den wichtigsten Veröffentlichungen der Nuller-Jahre gehören. Zu sehr spielt der private Geschmack eine Rolle, das präferierte Genre, ob man den Blick in eine weniger vertraute Brauküche der Fotobuchkunst wagt. Abseits der Fotobuch-McDonald’s konzentrieren sich die Veröffentlichungen auf wenige visuelle »Leckerchen«, wie Markus Schaden seine privaten Favoriten nennt. Mundgerechtes, Vorgekautes, mehrfach Verdautes gibt es auf dem Fotobuchmarkt en masse.
Gourmets wenden ihren Blick nach Japan. Denn von dort kommen Fotobücher auf den Markt, die von ihrer poetischen Kraft die Antithese zur pragmatischen, kühl kalkulierenden, gezirkelten deutschen Fotografie bilden. Es ist wohltuend in die poetische Welt der japanischen Fotografin Rinko Kawauchi (*1972) einzutauchen. Sie lässt an ihrem Alltag teilhaben, erzählt fernnervige Geschichten über ihre Familie, von der Geburt eines Babys, über das Altwerden, porträtiert Kranke und Verwundete. Ihr spezieller Blick produziert magische Momente einer unspektakulären Lebenswirklichkeit: assoziativ, einfühlsam, von aquarellierter Anmutung.
Rinko Kawauchi zeigt ein anderes Japan als das von Nobuyoshi Araki oder Daido Moriyama oder Eikoh Hosoe. Ihr Japan ist leise, abseits von Dekadenz, Hektik, Sexbesessenheit. Ihr Blick zeigt ein Japan von der unschuldigen Reinheit eines von der Außenwelt abgeschirmten Mädchenpensionats. Vielleicht liegt genau darin ihr Erfolgsrezept.
Auf Martin Parrs und Gerry Badgers Einkaufsliste für Fotokunstbuch-Spekulanten (»The Photobook – A History Volume I+II«) ist Rinko Kawauchis Erstling »Utatane« natürlich verzeichnet. Entgegengesetzt zu anderen dort erwähnten Fotobüchern, deren Preise sich nach Veröffentlichung der Einkaufsliste gleich um ein Vielfaches erhöht haben, sind die Preise für Kawauchis Publikationen noch relativ zivil.
Für Gerry Badger ist »Utatane« eines der zehn wichtigsten Fotobücher der Nuller-Dekade. Interessant an seinem Ranking ist: kein deutscher Fotograf ist dort gelistet. Ist das jetzt ein gutes oder schlechtes Zeichen?
3. Internationales Fotobuch Festival
13.-16. Mai 2010
documenta-Halle Kassel
Paul Graham, Rob Hornstra, Rinko Kawauchi, Alec Soth u.a.
http://www.fotobookfestival.org/vortraege/