BLENDWERK
29. Juni 2008 | Von admin | Kategorie: Fotografie
ALEC SOTH: Paris. Minnesota, Magnum Photos, 20 €
Im „erfolgreichsten Buch der Welt von Peter Arden“ zitiert der Autor den Ahnen von DJ Moby, bekannt als Schreiber des Weltbestsellers „Moby Dick“ . Herman Melville meinte seinerzeit: „Es ist besser, mit Originalität zu scheitern, als mit einer Imitation zu bestechen.“ Dass dieser Merksatz dem MAGNUM-Fotografen Alec Soth (*1969) unbekannt sein dürfte, ist an seiner Publikation PARIS. MINNESOTA anschaulich dargestellt. Denn sein großzügig mit viel Weißflächen daherkommendes Fashion Magazine ist, um es gelinde zu sagen, genau so überflüssig wie ein Immobilenmakler bei der Wohnungssuche. Einen schärferen Vergleich knicke ich mir an dieser Stelle, um nicht den Eindruck zu erwecken, ich würde die Arbeit von Alec Soth grundsätzlich ablehnen.
Ich formuliere es einmal so: Nach den überschwänglichen Besprechungen der Alec-Soth-Bücher SLEEPING BY THE MISSISIPPI oder NIAGARA war meine Erwartungshaltung an sein Fashion Magazine entsprechend hoch; enttäuschend ist das vorliegende Ergebnis.
Bis zum 13. Juli 2008 sind Alec Soth’ Modefotografien bei c/o Berlin zu sehen.
Das mit Preisen ausgezeichnete Magazin ist gähnend langweilig. Daran ändern auch nichts die in Haute Couture von Prada und Chanel fotografierten Jugendlichen von der Straße. Bemerkenswert: Von der verwendeten Bildsprache sind Alec Soth’ Jugendporträts sehr nahe an Jitka Hanzlovás FEMALE und Zoltán Jóckays PORTAITS. An deren bildnerische Kraft kommt Alec Soth jedoch nicht heran. Das ist bitter, ich weiß, aber irgendeiner muss es ja mal sagen, um der verbreiteten Propaganda entgegenzuwirken. Originalität sieht für mich anders aus. PARIS.MINNESOTA ist ein Imitat, ein für 20 € teuer verkauftes Blendwerk.
Nach Martin Parr und Bruce Gilden ist Soth jetzt der dritte MAGNUM-Fotograf, der sich an einem Modemagazin versucht. Parr und Gilden lösten diese Aufgabe in gewohnter Manier, wenngleich weder Parr noch Gilden im Verdacht stehen, ihr Geld für feine Klamotten auszugeben.
KURZBIO
MAGNUM-„Jungstar“ Alec Soth, geboren 1969 in Minneapolis/Minnesota, besuchte das Sarah-Lawrence-College, um Maler zu werden, wandte sich nach einem Vortrag des Fotografen Joel Sternfeld aber ganz der Fotografie zu. Seine Farbaufnahmen werden unter anderen in „Fortune“ oder im „New Yorker“ veröffentlicht. Sie lassen deutlich den Einfluss der amerikanischen Sozialreportage erkennen und erinnern gleichzeitig an Arbeiten von Walker Evans oder Robert Frank.