SUBTEEN +
3. Januar 2010 | Von admin | Kategorie: Fotografie
Natürlich ist es eine Illusion zu vermuten, man könnte fotografisch die Zeit anhalten. Die Zeit ist mehr als die Anzeige auf der Uhr, die kleinteilige Benennung eines Tages, Monats, Jahres. Zeit ist subjektiv, die besagen kann, dass jemand, der im Oberschoß eines Hauses wohnt um Bruchteile von Sekunden langsamer altert als jemand, der im Untergeschoß wohnt. Diese Bruchteile sind bis auf die letzte Stelle hinter dem Komma physikalisch messbar, wohingegen die anderen Einteilungen von Zeit seltsamer Weise unscharf bleiben, ins Vage gehen, sich den objektiven Messinstanzen entziehen. Die Zeit eines jungen Lebens wie das meines Sohnes festzuhalten, bleibt deshalb fragmentarisch. Ich kann allenfalls situativ den Bruchteil eines Augenblicks fotografisch festhalten und diesen Bruchteil zum Absolutum für diese Zeit erklären, sagen, so war er, das war sein typischer Gesichtsaudruck zu dieser Zeit als er begann, sein Umfeld zu entdecken, es auf seine Art deutete. In meinen Fotografien denke ich mit meinem Hirn wie er eventuell denken könnte. Ich fotografiere situativ aus meiner Sicht sein Werden und nicht sein Kind-Sein.
In meinem Katalog »Subteen +« habe ich aus einer Fülle an Material dasjenige ausgewählt, das meinen Blick auf ihn entspricht. Es sind Erinnerungsstücke, Bejahungen, gleichzeitig missglückte Versuche, eine Fotografie des Scheiterns, das Leben in seinen belebten Momenten anzuhalten.
“Der Stolz der Jugend ist noch auf dir, spät bist du jung geworden: aber wer zum Kinde werden will, muss auch noch seine Jugend überwinden.” (11. Dionysos und Zarathustra)
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