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STRESS - KurtSchrage

STRESS

10. Oktober 2009 | Von admin | Kategorie: Fotografie

Negativer Stress ist die kommerzielle Allzweckwaffe zur Ausdeutung von körperlichen und seelischen Reaktionen auf Überbelastungen. Die positive Besetzung des gleichen Wortes schminkt den Begriffsinhalt zur Chiffre für Ehrgeiz, Pragmatik, Lebensgier. Kirsten Tetzlaff hat den Kampfbegriff Stress in ihrer Diplomarbeit illustrativ entwirrt.

Sieht man sich die Maschinenparks der Jetztzeit einmal genauer an, signalisieren die Hirnwindungen ein seltsames Gefühl von endloser Leere. Welchem Versprechen folgen sportiv gestaltete Urbanisten, die ihre Optik an ein Dasein als Leistungsträger anpassen? Die Frage darf gestellt werden, wo die Wurzeln für die freiwillige Selbstkontrolle liegen, die den Körper einer selbst auferlegten Optimierungsdressur unterziehen. Welchen Nährwert soll das pseudo-religiöse Erweckungserlebnis haben, im rasenden Stillstand auf einem Laufband gegen die Stoppuhr zu rennen, dabei penibel den Pulsschlag und die Kalorienabfuhr zu kontrollieren als wäre der im Hamsterrad trainierte, mit dem iPod verdrahtete und von äußeren Sinneseinflüssen isolierte Körper das Spiegelbild spiritueller Lebensfreude?

Ein merkwürdig konformer Gleichklang ist in die Urbanistenhirne gesickert, dem sich zu widersetzen als klares Zeichen eines unperfekten Gesundheitsprofils gedeutet wird. Ist das die Sehnsuchtformel einer kompromisslosen Unlogik, die den lebensfrohen fitten, stress-, rauch- und fettfreien Körper aus dem Maschinenpark zum Inbegriff von Wertschätzung, von Glück; das praktizierte Körpertheater zu einer absoluten Moral erklärt?

Bisher ist das Wort Stress assoziativ genannt. Das liegt an der semantischen Unschärfe des Begriffs, der reichlich Spekulationsraum bietet, dass eine Fülle an privaten Tragödien und Komiken darunter zusammengefasst werden können.

Stress kann die Verhaltensäußerung auf alles und nichts sein. Nichts kann es sein, wenn die im abendländischen Kulturkreis erzeugten Erklärungsmuster im munteren Redefluss der Ratgeber- und Geständnisliteratur versinken. Alles, wenn die Ablassventile des privaten Druckempfindens zum Pfeifkonzert ansetzen. Die Leistungsmaxime vom gesunden Körper im gesunden Geist ist angesichts der Produktion von Körpern wie Comicfiguren, die als blasse Sternchen die Gazetten und Bildschirme bevölkern, allenfalls noch ein Beipackzettel in der Hanuta-Schokoschnitte. So lästerlich das klingt, so ideologisch delikat sind die Grabungen am Wurzelwerk der Bewusstseinsindustrie.

Eine heterogene Visionärskultur von hippiesken Esoterikern hat sich der Produktion einer neuen Kommunikationskultur verschrieben, die langfristig gesehen das menschliche Erbgut mit den Nullen und Einsen im virtuellen Kosmos der Bits und Bytes verkoppelt. Den Leitsatz: »Wage es, selbst zu denken« haben Visionäre wie Steve Jobs, Lee Felsenberg oder Mitch Kapor für bare Münze genommen. Als kreative Workaholics haben sie eine Radikalität in ihrem Handeln praktiziert, deren Resultate sich kaum noch jemand entziehen kann.

Der Obst-Veganer (Fruitarier) und Schulabbrecher Steve Jobs entwickelte als 18-jähriger Hacker die Blue Box zum kostenlosen Telefonieren. Felsenberg konstruierte in den 1968ern den ersten Personal Computer »Osborne«. Kapor schreibt zeitgleich die Software Lotos 1-2-3 für IBM-PCs und textet Songs für »The Grateful Dead«. Die durchschlagenden Segnungen dieser Revolution sind jedermann bekannt. Allerdings wandeln die vom Freiheitsdrang aufgeheizten Visionen längst auf geldgepflasterten Pfaden.

Pragmatische Überlegungen haben die Entdeckung des virtuellen Datenkontinents in den Mittelpunkt von radikalen Umwälzungen gestellt, die bis in die letzte gesellschaftliche Pore dringen und einer hysterischen Goldgräberstimmung gleichkommen. Von welchem Vernunftradar die Pragmatik gesteuert wird, lässt sich an den rechnergenerierten Börsenwerten ablesen. Die Auf- und Abregungskurven geben vordergründig eine Auskunft über das gesellschaftliche Wohlbefinden. Wie der Einzelne im Alltag darauf reagiert, sein Verhalten danach ausrichtet, sich Verzichtsübungen auferlegt oder alles auf eine Karte setzt, Behauptungsansprüche geltend macht oder den inneren Rückzug antritt: Der Stress ist ein verlässlicher Wegbegleiter in allen Lebenslagen.


Weitgehend obsolet ist im westlich geprägten Kulturkreis die Vorstellung, dass schwere Arbeit nur dann auch schwere Arbeit sei, wenn einem der Schweiß auf der Stirn steht. Vom Computerarbeiter fordert das Instrument geistige Beweglichkeit und reduziert bis an die Grenze zur Trägheit die Anforderung an die Körperlichkeit. Das Neue, Bessere, Schnellere, Verfeinerte, Perfektere, Komfortablere; das Verfallsdatum vertrauter Ethiktheorien ist fast in Echtzeit zu beobachten, denn eine nüchterne Einsicht ist an deren Stelle gerückt: Der Alltag von Existenzen wird vom Kollegen Computer diktiert. Kollege Computer bracht keine Ruhepausen und ist mit Logiken gefüttert, die resistent sind gegen Emotionalität. Kollege Computer ist es egal, ob er Achthunderttausend Börsen-Updates pro Sekunde steuert oder das Hamsterrad in einem Fitnessstudio. Soll man Steve Jobs und den anderen Visionären jetzt für ihre Kommunikationsmittel danken oder ihnen alle Krankheiten wünschen, die in Zukunft mithilfe von Computern entdeckt werden?

Der private Stress, für das vorgelegte gesellschaftliche Tempo nicht mehr ausreichend präpariert zu sein, hat offensichtlich zugenommen, denn Parallel zum Abgesang auf die körperliche Arbeit hat die Bewusstseinsindustrie ein Milieu kreiert, das zu einer Nivellierung der Körper und Physiognomien führt. Der biologischen Echtheit steht ein Markt zur mentalen und physiologischen Optimierung des Selbst gegenüber. Wer es sich leisten kann, bucht am Personal Computer einen PC, einen Personal Coach, der Fitness- und Diätprogramme zur geistigen Reinigung und körperlichen Stärkung aufstellt, um den fixierenden Scanner-Blicken der Außenwelt eine perfekte Oberfläche entgegenzustellen. Eine Treibhauskultur von künstlichen Gewächsen gedeiht, deren nachahmende Natürlichkeit das wirklich Natürliche antiquiert scheinen lässt.

In dieser Effizienzfalle steckt der Nährboden für Verschleißzustände, die im Neusprech vernebelnder Rhetorik einen positiv gefärbten Geschmacks-Cocktail simulieren. Wer positiven Stress hat, signalisiert seinen Behauptungsanspruch im täglichen Verdrängungswettbewerb. Wer sich einzig nach innerer Zufriedenheit sehnt, gilt schnell als talentfrei und körperlich ausgelaugt. Wer gegen die Streckbankübungen des Marktes opponiert, bekommt den Stempel der Unflexibilität aufgedrückt. Bei aller vor sich hergetragenen Individualität: Der Markt der Möglichkeiten bietet Techniken und Hilfsmittel an, den mentalen und körperlichen Anforderungsprofilen zu entsprechen. Gibt es ein Anpassungsproblem, die Bewusstseinsindustrie bietet in Kooperation mit anderen Industriezweigen das passende Lösungsmittel.

Formalästhetisch klar und betont sachlich hat sich Kirsten Tetzlaff in ihrer Diplomarbeit den Stress-Phänomenen genähert. Daran hat sie gut getan, weil es sich bei den Phänomenen um einen Katalog an Gefühlszuständen handelt, deren Ausdeutung vom jeweiligen Weltbild, dem gesellschaftlichen Status und nicht zuletzt vom privaten Selbstverständnis abhängig ist. Eine Allgemeingültigkeit abzuleiten nach dem Prinzip eines mathematischen Modells, wäre ein systemtheoretisches Wagnis, denn jeder Einzelne kann nur mit seinem privaten Organ unter der Schädeldecke denken. Auch wenn Wortführer gerne den Schein erwecken, in ihrer Vortragskunst seien Zweifel an der Allgemeingültigkeit ihrer Aussagen ausgeschlossen.

Um die überall verbuddelten rhetorischen Tretminen zu umgehen, konzentriert sich Kirsten Tetzlaff auf den Status quo. Nach Stand der Dinge unterteilen die für das psychologische Inventar zuständigen Disziplinen die Stress-Raster in sieben Kapiteln. Zuvorderst steht der Ur-Stress, die Fight-Flight-Reaktion, womit der Impuls gemeint ist, sich einer Situation zu stellen oder vor ihr zu fliehen, wobei dem Zögerer, der in solch einer Situation weder Held noch Feigling sein will, offenbar keinen Platz eingeräumt wird.


Der Eu-Stress wiederum ist positiv besetzt. Ihm wird die Motivation zur Höchstleistung zugeschrieben, wohingegen der Di-Stress eine ausbremsende Wirkung hat, die negative Folgeerscheinungen auf das Wohlbefinden ausübt.

Beim Workaholic ist eine Disposition zum Suchtverhalten erkennbar; Arbeit ist die antreibende Droge. Dennoch ist der gepriesene 16-Stunden-Tag, mit dem vor allem die selbsternannten Leistungsträger hausieren gehen, ein gesellschaftlicher Code für diszipliniert zielgerichtete Einsatzbereitschaft. Fragt sich nur, in welche Kategorie den Künstler bezeichnet, der einen Twentyfour-Seven-Job hat und 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche unter kreativem Strom steht?

Nach einer innerer Ausgewogenheit sucht der »Nine-to-Five-Stresstyp«, der um 9 Uhr morgens im Büro antanzt und pünktlich um 17 Uhr den Griffel fallen lässt und die schlauchenden Tage im Büro bis zum Rentenbeginn zählt, wann er denn endlich in den Genuss seiner monatlichen Abwrackprämie kommt. Vornehm ausgedrückt ist dieser »Stresstyp« in Kirsten Tetzlaffs Buchkapitel Work-Life-Balance aufgeführt.

Das sechste Kapitel schließlich handelt von den Symptomen, die deutlich machen, wie Körper und Psyche auf die steigenden Leistungsanforderungen reagieren. Interessant ist, dass Stress (lateinisch distringere: beanspruchen, einengen) vom Wortstamm her die physikalische Materialprüfung bezeichnet, bis der Stress 1936 von dem österreichisch-kanadischen Biochemiker Hans Seyle (1907 – 1982) zum Wohlgefallen von Medizin, Psychologie, Pharma- und Nahrungsmittelindustrie umlackiert worden ist. Auf das Menschenmaterial übertragen wird demnach solange Anpassungsdruck ausgeübt, bis das Material sich biegt ohne zu brechen.

Richtig Ernst wird es, wenn das Burn-out-Syndrom das innere Feuer auf Sparflamme stellt oder ganz zum Erlöschen bringt. Ausgebrannt, gebrochen, ausgepresst wie eine Zitrone, ohne Selbstwertgefühl ist die Eigenwahrnehmung dermaßen gestört, dass auch eine Konsultation des Arztes oder Apothekers nicht immer zum erhofften Ergebnis führt. Ist die Selbstaufgabe eine beschlossene Sache, bleibt der Ausweg aus dem Teufelskreis in etlichen Fällen versperrt.

Ein illustriertes Designerbuch von 130 Seiten hat Kirsten Tetzlaff den sieben Stress-Faktoren gewidmet. Eine vierzigseitige Beilage vervollständigt ihre Diplomarbeit. Ihre Idee ist es daran zu erinnern,
mit welchen Warnsignalen die individuelle Biologie auf das hektische Leben reagiert.

Klar ist: Der harte Wettbewerb an Schulen, im Büro, an den Hochschulen, in der Freizeit, bei der Jagd nach dem Geld und die Angst vor dem Scheitern produziert eine verdopte Gesellschaft. Die geforderte Verschiebung der individuellen Grenze führt zur Selbstmanipulation durch den Konsum von Wellness- und Fitnessgetränken, Beruhigungspillen und diverser Muntermacher.

Von Entschleunigung ist in Wertedebatten die Rede, von einer politischen Körperreform, die vergleichbar dem Umweltschutz einen »Inweltschutz« für die gestresste Bevölkerung fordert. Wie das gehen soll? »Wage es, selbst zu denken«; dann erledigen sich einige Stress-Symptome wie von selbst.

Illustrationen© 2009 Kirsten Tetzlaff

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In dieser Stelle noch ein Buchtipp: Ines Geipel, NO LIMITS - Wie viel Doping verträgt die Gesellschaft? (Klett-Cotta, 17.90 Euro). Dass es die Autorin ernst meint, zeigt sich daran, dass sie ihren Namen aus der Weltrekordliste (4×100 m Sprintstaffel der DDR) hat streichen lassen. Der Anfang der Achtziger auf einer Aschenbahn aufgestellte »Fabelweltrekord« ist bis heute gültig.

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