KARL LAGERFELD
11. September 2009 | Von admin | Kategorie: FotografieMan glaubt es ihm blind, wenn King Karl Lagerfeld ein ästhetisches Urteil über ein Model fällt. Die junge »Clodia«, wie der exzentrisch nuschelnde Haifischkragenträger seine Muse Claudia Schiffer gerne nennt, hatte dieses makellos biologische Kapital, das Karl Lagerfeld und einen smarten Zauberlehrling aus den USA in den Bann zog. Aktuell heißt Karl Lagerfelds makellose Muse Baptiste Giabiconi, der in seinem Vorleben in einer Fabrik in Marseille gearbeitet haben soll. Er wechselte vom Lagerarbeiter auf das Lagerfeld der Laufstege, wo er dem Vernehmen nach das bestbezahlte Männermodel der Welt abgibt. Den Superlativ verwendet das Süddeutsche Zeitung Magazin in der heutigen Ausgabe vom 11. September 2009.
Ob Giabiconi »schwul« sei, wird er ausgesucht höflich auf der Terrasse von Karl Lagerfelds Residenz in St. Tropez gefragt. »Nein«, sagt Giabiconi. »Wäre ich schwul, würde meine weibliche Seite auf den Fotos wahrscheinlich anders rüberkommen.«
Selbstverständlich geht es in dem Magazinbeitrag um Karl Lagerfeld und viel weniger um das bestbezahlte Männermodel der Welt. Es versteht sich von selbst, dass von Lagerfeld zur Muse erklärte Personen über ausreichend Spielgeld verfügen. In dem Beitrag geht es um Lagerfelds Aktfotografien von Baptiste Giabiconi. Ein von Langeweile geplagter Modeschöpfer braucht eben auch seine Playstation zum Spielen. Dafür bietet sich der Fotoapparat wunderbar an. Man kann mal lässig durchgucken, mal ein bisschen daran herumschrauben, Leute die man kennt darum bitten, sich mal vor der Kamera nackig zu machen, weil ihre Makellosigkeit das gewisse Etwas hat, das so verblüffend an die Ebenmäßigkeit griechischer Skulpturen erinnert. Man kann vieles mit der Playstation Fotoapparat machen, was andere Leuten dann zur Kunst erklären.
Genial sind Karl Lagerfelds Fotografien in jedem Fall. Sonst wären sie nicht auf drei Doppelseiten im SZ-Magazin zu besichtigen. Man muss erst einmal darauf kommen, das bestbezahlte Männermodel der Welt nackig in einem Kornfeld zu fotografieren; in einem knallharten Schwarzweiß-Licht, das die knallhart antrainierten Körperschnitte auch tatsächlich wie griechisch gemeißelt aussehen lässt. Geradezu sensationell wie raffiniert Giabiconi sein Geschlechtsteil vorenthält, eine Bildidee, auf die Karl Lagerfeld richtig stolz sein kann.
Giabiconis »Wutbruch« gibt eine Antwort auf die brennende Schlagersängerfrage: wann der Mann ein Mann ist. In einer umwerfend komischen Sequenz mimt Giabiconi einen Tänzer in Strumpfhose, der sich über den inneren Gemütszustand seiner Hose vergewissert, ob sich denn noch alles ordnungsgemäß an seinem Platz befindet. Der Anblick muss für ihn ein Schock gewesen sein. Warum sonst bleckt er so erschütternd herzzerreißend die Zähne und spannt dabei krampfhaft die antrainiert makellose Muskulatur, dass man zu keiner Sekunde in seiner makellos pickelfreien Haut stecken möchte?
Ist es die Altersbosheit von Karl Lagerfeld, sich auf diese gemeine Weise über das bestbezahlte Männermodel der Welt zu amüsieren? Muss man von kleinauf in »Glücksklee«-Milch gebadet haben, um Lagerfelds hanseatischen Altmännerhumor zu verstehen? Anschmeichelnd bemerkt der Interviewer, Giabiconi hätte große Ähnlichkeit mit dem jungen Karl Lagerfeld. »Na ja, ich weiß nicht, ob ich so niedlich war. Ich müsste Bilder aus der Zeit von mir suchen …«
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